Kategorie: Kirchliche Aussenwirkung (Mission)

22. April 2020

Jules: Ja, ich hab über einiges nachgedacht.
Vincent: Worüber?
Jules: Über das Wunder, dessen Zeugen wir wurden.
Vincent: Dessen Zeuge du wurdest. Ich wurde Zeuge eines verrückten Zufalls.
Jules: Was ist ein Wunder, Vincent?
Vincent: Eine Tat Gottes.
Jules: Und was ist eine Tat Gottes?
Vincent: Wenn, ähm, Gott das Unmögliche möglich macht… (Jules lacht) …aber die Nummer von vorhin kommt dafür nicht in Frage.
Jules: Hey Vincent. Siehst du nicht, dass es auf diesen Mist nicht ankommt? Du gehst da von was Falschem aus. Ich meine Gott könnte die Kugeln aufgehalten haben oder Coke in Pepsi verwandeln oder meine verdammten Autoschlüssel finden. Du beurteilst diesen Mist nach seinem Wert. Ob das, was wir erlebt haben ein Wunder ist, wie es sein sollte, ist für ein Wunder vollkommen bedeutungslos. Das einzige was wirklich zählt ist, dass ich die Hand Gottes gespürt habe. Gott hat sich eingemischt.
Vincent: Aber warum?
Jules: Tja, das macht mir auch zu schaffen. Ich weiß nicht warum. Aber ich kann nicht so weitermachen.
Vincent: Du meinst es also ernst? Du denkst wirklich daran auszusteigen?
Jules: Aus diesem Leben?
Vincent: Ja.
Jules: Auf jeden Fall.
Vincent: Verdammt. Was willst du dann tun?
Jules: Tja, genau darüber hab ich die ganze Zeit nachgedacht. Zuerst werde ich Marsellus den Fall darlegen. Dann werde ich einfach über die Erde spazieren.
Vincent: Was soll denn das schon wieder heißen?
Jules: Du weißt schon. Wie Caine in Kung Fu. Von Ort zu Ort gehen, Menschen treffen, Abenteuer erleben.
Vincent: Und wie lange hast du vor über die Erde zu spazieren?
Jules: Bis Gott mich dahin bringt wo er mich haben will.
Vincent: Und was ist wenn er das nicht tut?
Jules: Wenn es ewig dauert, werd ich ewig spazieren.
Vincent: Dann hast du dich entschlossen ein Penner zu werden.
Jules: Ich werde einfach Jules sein, Vincent. Nicht mehr und nicht weniger.
Vincent: Nein, Jules. Du hast dich entschlossen ein Penner zu werden. Genau wie all die anderen Stinker da draußen, die dich um Geld anbetteln. Pennen in Mülltonnen. Fressen, was ich wegwerfe. Es gibt eine Bezeichnung dafür, Jules. So was nennt man einen Penner. Und ohne einen Job oder Wohnung oder Zahlungsmittel wirst du genau das sein, Mann! Du bist ein verdammter Penner!
Jules: Siehst du, mein Freund. In genau diesem Punkt unterscheiden wir uns.

Entsprechend den Schächern am Kreuz
Die biblische Erzählung über die beiden mit Christus gemeinsam Gekreuzigten, von denen einer kurz vor dem Tode bereute und ins Paradies einging, hat seit je her das künstlerische Schaffen der Menschen inspiriert. Dafür dürfte einerseits der „Reiz des Verbotenen” ausschlag gebend sein, oder genauer das „Spielen mit dem Feuer”: jene Versuchung, sich so weit als möglich hinauszuwagen, Freiheiten auch jenseits gesellschaftlicher Normen in Anspruch zu nehmen, bei Gefahr aber stets wieder schnell auf sicheren Boden zurückgelangen zu können. Ein anderer Aspekt an den Geschichten über die Schächer behandelt die Frage, warum sich zwei Menschen aus ähnlichem Umfeld in beinahe identischen Situationen völlig unterschiedlich verhalten, so dass der eine das Heil trotz aller Widrigkeiten erlangt, der andere nicht.

Gerade zu dieser zweiten Fragestellung zeigt Pulp Fiction recht anschaulich, wie zwei Auftragskiller, beide erfolgreich in ihrem Milleu integriert, jeweils ihren Weg gehen.

Vincent Vega
Als zentrale Figur tritt nicht Jules Winnfield auf, dessen Bekehrung das leitende Thema des Filmes ist, sondern der letztendlich scheiternde Vincent Vega. Ihm sind neben dem Haupt-Erzählstrang zwei weitere Episoden gewidmet: die eine zur Zeichnung des Charakters und die andere als Rahmenhandlung seines Todes.

Vincent Vega und Marsellus Wallaces Frau
Der karriereorientierte Vincent Vega hat es weit gebracht. Als Handlanger einer gefürchteten Größe im organisierten Verbrechen darf er mit der Frau seines Chefs ausgehen, was zwar aufgrund dessen stadtbekannten Launen nicht ungefährlich ist, andererseits aber gesellschaftliche Türen öffnet. Dabei entpuppt sich das vermeintlich selbstbestimmte Leben, welches Vincent im eingangs zitierten Gespräch über Jules Bekehrung anpreist, bis ins Privatleben hinein als diktiert. Mut für das Abenteuer mit Mia Wallace verschafft er sich mit Heroin, wobei er sich als zahlungskräftiger Stammkunde seines Dealers zeigt. Der Abend selbst steht von der Wahl des Lokals über die Gesprächsführung bis hin zur Teilnahme an einem Tanzwettbewerb (und anschließendem Diebstahl des Pokals) fest unter der Regie seiner Begleitung. Selbst die Entscheidung, ob er das Risiko eines Seitensprunges eingehen soll, wird ihm abgenommen: Mia entdeckt sein Heroin und schnupft es in der Annahme, es handle sich um Koks, woraufhin er in Panik zu seinem Dealer fährt und diesen die Situation für sich bereinigen lässt.

Vincent Vega wird im Ganzen als skrupelloser Mensch dargestellt, der für Prestige und leibliche Genüsse buchstäblich alles zu tun bereit ist, aber dennoch nur ein kleines Rädchen im Getriebe der Interessen anderer bleibt.

Die goldene Uhr
Auf den ersten Blick scheint diese Erzählung mit Vincent Vega nicht viel zu tun zu haben.

Der Boxer Butch Coolidge hat seine besten Zeiten hinter sich und macht mit Marcellus Wallace aus, gegen eine ansehnliche Bezahlung einen Kampf zu verlieren, damit dieser an entsprechenden Wetteinnahmen verdient. Coolidge spielt jedoch ein doppeltes Spiel und gewinnt den Kampf (durch Totschlag seines Gegners), wodurch er sowohl das Bestechungsgeld als auch eigene Wetteinnahmen erhält. Gemeinsam mit seiner Freundin möchte er sich daraufhin absetzen, diese hat jedoch für den Umzug eine goldene Uhr einzupacken vergessen — ein für den Boxer sehr wertvolles Erbstück, das zu holen er noch einmal in seine alte Wohnung zurückkehrt.

Hier trifft er auf Vincent Vega, den er auf der Toilette überrascht und mit dessen vor dem WC abgelegten Waffe erschießt.

Im weiteren Verlauf trifft Coolidge an einer Straßenkreuzung auf Wallace, es kommt zu einem Kampf infolgedessen sie sich verletzt in ein Pfandleihaus zurückziehen, dessen Besitzer sie beide niederschlägt, in den Keller bringt und fesselt. Während sich der Boxer aus den Fesseln befreien und fliehen kann, wird Wallace von dem Ladenbesitzer gemeinsam mit einem Compagnon vergewaltigt. Butch Coolidge hält indessen auf der Flucht inne, wählt ein Katana aus den Waren des Leihaus und kehrt zurück in den Keller, Wallace zu befreien. Unter der Auflage, mit niemandem über diesen Vorfall zu sprechen und die Stadt für immer zu verlassen, lässt Wallace den Boxer daraufhin ziehen.

Zwar erzählt der Plot dieses Stranges auch ohne Vincent Vega eine abgeschlossene Geschichte in der ein Gauner seiner Strafe aufgrund einer selbstlosen Handlung entgeht, doch allein die Namensgebung deutet darauf hin, dass hier ein anderer Schwerpunkt vorliegt: Die goldene Uhr ist der Grund zur Rückkehr Coolidges in seine Wohnung und somit Ursache für den Tod Vincent Vegas. Dass dieser in der Episode selbst nur als Nebenschauplatz erscheint, unterstreicht die Unwichtigkeit des gefallenen Helden — er ist keiner Rede mehr wert.

Jules Winfield
Über Winnfield ist nicht viel zu berichten, außer dass er die Gesprächsführung in Konfliktsituationen übernimmt und auch sonst reflektierter zu sein scheint, als sein Partner. Seinen Opfern gegenüber inszeniert er sich als eine Art biblischer Rächer, einen vermeintlichen Bibelvers (Hezekiel 25-27) zitierend, der so allerdings in der Heiligen Schrift nicht zu finden ist.

Zitat: „Der Pfad der Gerechten ist auf beiden Seiten gesäumt mit Freveleien der Selbstsüchtigen und der Tyrannei böser Männer. Gesegnet sei der, der die Armen der Barmherzigkeit und des guten Willens, die Schwachen durch das Tal der Dunkelheit geleitet, denn er ist der wahre Hüter seines Bruders und der Retter der verlorenen Kinder. Und da steht weiter: Ich will große Rachetaten an denen vollführen, die da versuchen meine Brüder zu vergiften und zu vernichten und mit Grimm werde ich sie strafen, damit sie erfahren, ich sei der Herr, wenn ich meine Rache an ihnen vollstreckt habe!”

Nur einmal referiert er diesen Text, ohne sein Opfer anschließend zu töten, denn kurz nach seiner Bekehrung, gerät Winnfield in die Situation, selbst ausgeraubt zu werden. Der Räuber ist ihm allerdings unterlegen, so dass es für ihn ein Leichtes gewesen wäre, Vergeltung zu üben. Statt dessen überlässt er dem verdutzten Banditen sein gesamtes Geld. Nachdem Vincent Vega das nicht zulassen will und droht den Räuber zu erschießen, erklärt Winnfield das Leben des Räubers mit dem Geld losgekauft zu haben.

Seinen „Bibelvers” bringt er in dem Zusammenhang ein letztes Mal an und bemerkt dabei, dass ihn bis dato nur Todgeweihte zu hören bekamen. Hier jedoch lässt er den Banditen mit folgender Erklärung laufen: „Die Wahrheit ist: Du bist schwach und ich die Tyrannei der bösen Männer. Aber ich bemühe mich, Ringo. Ich verspreche, ich gebe das Beste was ich kann, um der Hirte zu sein.”

Die Läuterung (The Bonnie Situation)
Im wesentlichen beschreibt Pulp Fiction, wie Vincent Vega und Jules Winnfield für ihren Chef Marcellus Wallace einen mysteriösen Koffer zurückholen, der ihm von ehemaligen Geschäftspartnern unterschlagen worden ist. Der Inhalt des Koffers bleibt vor dem Zuschauer verborgen, nur einige Akteure im Film bekommen ihn zu sehen. Aufgrund eines selbstständigen inneren Leuchtens sowie dem Zahlenschloß mit der Nummer 666 kursieren über ihn eine ganze Reihe an Theorien.

Dreh und Angelpunkt des Films ist die Szene, in der die beiden Killer den Koffer aus den Händen der zwischenzeitlichen Besitzer zurückholen und diese dabei erschießen. Hier werden die Hauptpersonen eingeführt, die spätere Vergewaltigung des Marcellus Wallace (als Konsequenz/Strafe für seine Geschäfte?) angedeutet und vor allem findet das für die Bekehrung Winnfields ausschlaggebende Wunder statt: Vincent und Jules überstehen den Kugelhagel aus einem ganzen Magazin, welches aus nächster Nähe auf sie abgeschossen wird, unverletzt.

Während Vincent Vega dies als reinen Zufall ansieht, fühlt sich Jules Winnfield vom Hauch Gottes berührt und beschließt auf der Stelle, sein Leben zu ändern. Er verschont den letzten Überlebenden der Auseinandersetzung und nimmt ihn mit auf den Weg zu Wallace, wo er versehentlich von Vincent Vega im Auto erschossen wird.

Das Wunder alleine genügt zur Umkehr jedoch noch nicht und so folgt zunächst einmal die Beichte. (Natürlich nicht im wörtlichen Sinne, doch wird auch hier zur Reinigung von Schuld eine Autorität angerufen, die zuerst eine Buße auferlegt und dann die Absolution erteilt, indem sie durch die Beseitigung aller Spuren der Bluttat gleichsam von ihr losspricht. Wie bei dem echten Sakrament tritt die Wirkung dabei nur für den Reuigen, in diesem Falle für Winnfield ein.)

Mit der Leiche im völlig blutverschmierten Auto sind die beiden Gangster in höchster Gefahr entdeckt zu werden und verstecken sich vorerst bei einem Freund. Auf ihre Bitte um Hilfe hin, schickt Marcellus Wallace Mr. Wolf, einen sog. „Cleaner“, der die Spuren der Tat beseitigen soll. Dieser lässt die beiden den Wagen schrubben und mit Decken ausstatten, bis sie schliesslich selbst zur Reinigung mit einem Wasserschlauch abgespritzt werden. Sauber und neu eingekleidet fahren sie dann gemeinsam mit Mr. Wolf zu einem von ihm organisierten Schrottplatz, um das Auto und die Leiche zu entsorgen.

Von hier an trennen sich die Wege Vincent Vegas und Jules Winfields immer deutlicher. Erst frühstücken sie in einem Pub, führen dort den eingangs wiedergegebenen Dialog und werden wie beschrieben überfallen. Jules lässt den Räuber mit der Beute ziehen, kauft sogar dessen Leben frei und geht seines Weges. Vincent hingegen bleibt in seinem bisherigen Leben, führt wie dargestellt am Abend die Frau seines Chefs aus und wird ein paar Tage drauf erschossen.

11. Januar 2020

Aus gegebenem Anlass.

Eigentlich nicht nur aus einem.

Es gibt in diesem blühenden Land einen Berufstand ohne Lobby. Die Vorgesetzten arbeiten mit voller Kraft und immensem finanziellen Aufwand an der Vernichtung der Geschäftsgrundlage, wälzen Arbeit und Verantwortung auf ihr Personal ab und lassen es wo immer sich die Möglichkeit dazu gibt, im Regen stehen.

Setzt jemand trotz aller Widrigkeiten seine Arbeit gewissenhaft um und hat er sogar Erfolg zu verbuchen, ist es wahrscheinlich, dass er an eine Stelle versetzt wird, in der er weniger auffallen kann.

Oft werden den Arbeitern dieses Berufstandes, der eine langjährige Vorbereitung und Lernphase erfordert, angelernte oder gar fachfremde Kräfte vorgesetzt, denen sie zwar der Form nach disziplinarisch vorstehen, die aber immer über den direkteren Kanal zum Vorgesetzten verfügen und deren Wort deutlich mehr Gewicht hat.

Die Berufsgenossenschaft wirbt mit einer breit angelegten Marketingstrategie um Kundschaft, für die gar keine passenden Leistungen vorhanden sind, zudem sind alle Angestellten angewiesen, die so gewonnenen Neukunden zu Lasten der Stammkundschaft vorzuziehen.

Geregelte Arbeitszeit gibt es keine, auch die gesetzlichen Vorgaben zur sozialen Absicherungen werden oftmals nicht erfüllt. Demgegenüber wird eine schier unvorstellbare Disziplin und private Einsatzbereitschaft gefordert.

Auf der Straße zeigt man mit dem Finger auf jene, die diesen Beruf nach wie vor ausüben und all ihre Kraft, ihr Können und ihre Liebe aufopfernd einbringen, da sie häufig sogar aus den eigenen Reihen mit Schmutzkampagnen überhäuft werden.

Wer diesen Beruf ergreift wird von Menschen verlassen, soll aber seinerseits für alle Menschen da sein. Und doch gibt es immer noch Viele, die diesen Beruf ergreifen.

Zu viele Aufrichtige.
Zu viele Enthusiasten.
Zu viele Einsame.

17. Dezember 2019

Was ist Würde?
Warum ist sie unantastbar?
Wie kommt sie ins Grundgesetz.

Antwort auf diese Fragen gibt der christliche Humanismus.
Es ist kein Zufall, dass es in unserer Gesellschaft keine Leibeigenschaft mehr gibt, das wir die Idee von unveräußerbaren Menschenrechten vertreten. Den Wert des Menschen über seine Stellung oder den gesellschaftlichen Nutzen zu definieren, ist in allen westlichen Zivilisationen tabu. Selbst der durch die Natur eingerichtete Schutz vor Übergriffen auf die eigene Sippe wird moralisch verworfen und mit breiter Unterstützung wird für die Öffnung der Gesellschaft auf Fremdes hin geworben.

Es ist keine Kultur überliefert, die jemals in einem Land das Konzept der Feindesliebe gekannt oder gar proklamiert hätte. Ganz im Gegenteil waren auf allen Teilen der Erde und zu allen Zeiten blutigste Rituale und brutale kriegerische Auseinandersetzungen die Regel.

Quelle des christlichen Humanismus ist die Vorstellung, dass sich im Menschen etwas zeigt, was sich den Gesetzmäßigkeiten der Naturwissenschaften nicht bis ins Letzte unterordnet; ein Funken von Freiheit, von selbstloser Liebe, kurz: Personalität.

Der Mensch ist Person. Er ist nicht bloß ein Rädchen im Getriebe, ein Individuum oder ein Subjekt, er ist mehr als die Summe messbarer Teile. Als Person verfügt er über Qualitäten, die es in der Welt sonst nicht gibt. Er kann frei entscheiden und somit in Verantwortung stehen. Er kann Werturteile fällen und sich ihnen entsprechend oder sogar entgegengesetzt verhalten. Ethische und auch ästhetische Urteile prägen sein Verhältnis zur Welt.

Die Väter des deutschen Grundgesetzes haben dieses Bild vom Menschen aufgegriffen, indem sie das, was ihn vom Individuum zur Person erhebt, die Würde, als programmgebenden Baustein in den Gesetzestext aufnahmen.

Die Würde ist somit nichts, was man jemandem zu- oder absprechen kann. Nichts, was man sich verdienen muss oder was einem erst ab einem bestimmten Reifegrad zukommt. Würde ist ein gattungsspezifisches Merkmal, welches dem Menschen grundsätzlich zukommt und über das er keinerlei Verfügungsgewalt besitzt. Konkret führt die Vorstellung von der Würde des Menschen zu drei politischen Grundanliegen.

I Personalität
Es darf keine Übergriffe auf die Person des Menschen geben, insbesondere auf das Leben. Jede Rechtsvorschrift, die das Leben des Menschen, von seiner Zeugung bis zum natürlichen Tod einer Funktion unterordnet, widerspricht der Unverfügbarkeit.

Zudem ergeben sich aus den besonderen Fähigkeiten des Menschen spezielle Rücksichten. Natürlich kann eine Ethik so nicht mehr rein funktional aufgefasst werden, nach dem Motto: Was funktioniert, ist gut.

Personen kennen das Private. Es gibt Grenzen der äußeren Verfügung, die über das Lebensrecht hinaus gehen. Jedem intuitiv vertraut, dürfte die Schamgrenze sein; ein Raum, den man nicht ohne tiefes Vertrauen öffnet. Auch in Bezug auf andere spüren wir instinktiv, wo persönliche Freiheiten berührt werden. Es gehört zu unserer Natur, dort zurückzuschrecken, wo wir die Würde des Gegenübers berührt sehen: Das beginnt beim Eigentum und reicht bis zur individuellen Selbstbestimmung in Weltanschauung und Lebensführung.

II Solidarität
Die Würde des Menschen erfahren wir nicht nur bei uns selbst, denn sie entfaltet sich in jedem Individuum der Gattung Mensch. Dies zu erkennen, verfügen wir über die Möglichkeit, andere als Person und nicht bloß als Objekt unserer Wünsche und Nöte zu begreifen. Was einen jeden von uns im Innersten ausmacht, können wir auch im anderen erkennen.

Aus dem Wissen um diese Größe erwächst Achtung. Im christlichen Humanismus gehen wir sogar einen Schritt weiter, wir erkennen Verantwortung, die uns füreinander gegeben ist. Durch die Aufgabe, uns gegenseitig zu stärken, uns bei der Entfaltung des jeweiligen Potentials zu unterstützen, als freies freundschaftliches Geschenk, erfahren wir Sinnhaftigkeit.

Das rein mechanische Zusammenspiel, ebenso die Erkenntnis, gemeinsam mehr zu erreichen oder für die gleiche Idee einzustehen, kann nicht genügen. Menschliches Streben ist immer auch Sehnsucht nach Größerem, nach etwas, das jeden weltlichen Zweck überbietet. Darum ist die Gemeinschaft der Personen ein zentrales Element in einer aufstrebenden und blühenden Gesellschaft.

III Subsidiarität
Aus Personalität und Solidarität, wenn sie in Verantwortung zusammen finden, kann der passende staatliche Rahmen nur subsidiär organisiert sein.

Subsidiarität, damit das ist das allgemeine Prinzip der Verschlankung gemeint: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Der Anspruch, den ein personales Menschenbild formuliert, ist hoch. Wenn der Mensch vom Wesen her frei ist, wenn seine Verantwortlichkeit nicht primär dem Staat gilt, sondern im Urgrund seiner Geschöpflichkeit verankert ist, wenn Solidarität nicht verordnet werden kann, sondern aus eigenem Antrieb geschehen muss, dann ist nicht viel Raum für staatliche Eingriffe.

Dennoch ist es unbestritten, dass ein Gemeinwesen nicht ohne Regeln, ohne äußere Rahmenbedingungen gelingen kann. Die Kunst hierbei ist es, diese so schlank wie möglich zu gestalten, um der persönlichen Entfaltung aller Raum zu verschaffen.

Den aktuellen politischen Debatten ist der hier skizzierte Ansatz fremd geworden.

Heute finden Diskussionen meist zwischen zwei Lagern statt. Auf der einen Seite stehen Vertreter sozialistischer Ideen, die den Menschen mit Hilfe eines starken Staates zu seinem Glück verhelfen wollen und auf der anderen Seite gibt es einen eher marktliberal geprägten Ansatz, nach dem ein schlanker Staat Freiraum schaffen müsse, damit durch selbstregulierende Kräfte am Markt ein Gleichgewicht entstehen könne.

Wir möchten dem christlichen Humanismus, wie er oben zusammengefasst ist und wie er für das Deutsche Grundgesetz Pate stand, wieder zu mehr Gehör in der öffentlichen Diskussion verhelfen. Nach unserer Auffassung hat er nicht nur wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschlands seit der Nachkriegszeit, das ihm zugrunde liegende Weltbild ist auch eng mit den ethisch-moralischen Errungenschaften der westlichen Welt überhaupt verbunden. Mit seinem Verschwinden aus der allgemeinen Wahrnehmung nimmt auch zunehmend das Grundverständnis für unsere Solidargemeinschaft ab, so dass eine immer stärker werdende Bewertung menschlichen Lebens nach funktionalen Kriterien zu beobachten ist.

2. Dezember 2018

Heute gab es zum Ende der Heiligen Messe wieder einmal eine karitative Ankündigung. Für ein afrikanisches Projekt werde die nächsten Wochen im Anschluss an die Gottesdienste gesammelt. Vorgetragen wurde die Info von einer Ministrantin, die zuvor Dienste des Akolythen wahrgenommen hatte.

23. September 2017
Alle tragen ihre abgewirtschafteten Lables stolz vor sich her: Sozialisten, Kommunisten, Nationalisten, Liberale, Ökonomen, Ökologen, Humanisten, Hedonisten, bis hin zu Satanisten.
 
Nachdem die katholische Kirche aber die Öffentlichkeit seit Jahrzehnten mit intellektfeindlicher Gefühlsschwafelei langweilt, kann von „abgewirtschaftet“ gar keine Rede mehr sein.
 
  • Wir haben längst den Anschluss an die wissenschaftlichen Debatten verloren, sowohl im natur- als auch im geisteswissenschaftlichen Bereich.
  • In der Kunst ketten wir uns an Randerscheinungen aus dem letzten Jahrtausend; niemand käme auf die Idee, allein in Fragen der Ästhetik auch nur einen Blick auf jene Institution zu werfen, die lebendiger Kern aller uns noch heute so faszinierenden europäischen Kunstrichtungen gewesen ist.
  • Das immer wieder postulierte Kerngebiet moderner Kirchenpolitik, die Ethik, bringen wir in einer Weise unter die Leute, die von den Gutmeinenden belächelt und vom Rest mit blanker Aggression erwidert wird.
 
Es hilft nichts, sich viel vorzumachen. Die Marke „Katholisch“ ist in einer Weise beschädigt, dass wir mit ihr in den nächsten Jahrzehnten politisch keinen Blumentopf mehr gewinnen werden.
 
Vor politisch engagierten Katholiken liegt also viel Arbeit. Zu Beginn liegt die Besinnung auf das katholische gesellschaftspolitische Grundkonzept, ausgehend von den wesentlichen Aspekten der Soziallehre: Subsidiarität, Solidarität, Personalität.
 
Vor allem aber wird es für den politischen Gebrauch nötig sein, eine neue Marke zu etablieren, die sich deutlich von Assoziationen wie „Bürgerlich“ oder „Konservativ“ abgrenzt und die äußerst vorsichtig mit christlichen Begrifflichkeiten umgeht.
4. Juli 2017

Wenn man an lauen Urlaubstagen abends in geselliger Runde den Gesprächen lauscht, kann man leicht ins Grübeln kommen.

Wasserknappheit, so ist dort zu vernehmen, wird uns auch in Europa treffen, denn Süßwasser ist ein seltener Rohstoff, der gut eingeteilt sein will. Wie sich das mit Klimawandel und menschengemachter Erderwärmung verträgt, möchte man wissen, denn ein paar Grad mehr, so hätte man vermutet, sollten eher mehr Wasser im Atlantik verdunsten, was tendenziell auch zu mehr Süßwasser in Europa führen sollte, doch schnell entweicht das Gespräch unter Hinweisen auf die Gefahr von Starkregen zur Sahara aus, die schließlich auch am Atlantik läge. Es ist müßig, weiter drauf einzusteigen denn es steht gar nichts zur Diskussion, einzig angerissen werden Themen um sie in den Raum zu stellen und aus Einzelteilen ein Bild zu legen, das weder Konsequenz noch einer Argumentationslinie bedarf.

Vertrackter ist die Situation, wenn es um wirkliche Leidenschaften geht. Wenn Vereine und Musikkapellen, die es scheinbar seit Jahrhunderten gibt, von der zukünftigen Generation mit modernen Ansätzen und Melodien gleichsam zerstört werden. Wehmütig sehen Großeltern ihr Erbe an die Enkel schwinden, wenn im Radio nur englische Musik erklingt oder zu den Tönen von „Stille Nacht – heilige Nacht“ ein Arbeiterlied gesungen wird, dessen Text auch nach weit über 100 Jahren noch als modernistisches Sakrileg empfunden wird. Nichts sei mehr heilig, Kirche und Tradition verspotten, damit sei das Ende aller Kultur.
Die Kirche in Rom hingegen zu kritisieren, gehört bei deren Weltfremdheit und sexuellen Ausschweifungen zum guten Ton. Dass man die alten und verkrusteten Strukturen mit dem Vatikanum II überwunden habe, das ist Allgemeinbildung.
Konsequenz? Auch hier: Fehlanzeige.
Dass man eine Tradition entkernt, wenn man ihr die Seele nimmt, dass die Form aus eben der Theologie und Kirche hervorgegangen ist, die man abzuschaffen wünscht und dass es ganz normal ist, dass überlieferte Riten zur Folklore werden und später die Folklore zur Narretei bis sie im Vergessen entschwindet, das zu sehen, dafür ist kein Sinn mehr vorhanden.

Ganz offensichtlich, geradezu als Ikone der Inkonsequenz unserer Zeit zeigt sich da eine Frau, die den Wortbruch und den intuitiven Wechsel auch tragender Positionen salonfähig gemacht hat. Wie passend ist es da, wenn das Wahlvolk sie genau für dieses Verhalten ständig tadelt, sie aber dennoch immer wieder wählt?

Beim Weissbier in der gemütlichen Stube sitzend, kommen einem diesbezüglich seltsame Gedanken. Ist die Konsequenz vielleicht ein maskulin besetzter Topos? Ist es nicht Ausdruck klassischer Weiblichkeit, ganz irrational für oder Gegen etwas Stellung zu beziehen? Sind es nicht eher die Männer, die auch die eigene Sippe richten, wenn sie der Vorstellung von Tugend nicht entsprechen?

Eine Gesellschaft, die durch die Abschaffung des männlichen Geschlechtes immer femininer wird, die Androgynität zum Leitbild erhebt, wird unberechenbar, inkonsequent und letztlich auch verantwortungslos.

Ein polnischer Papst hat darum für die Kirche endgültig entschieden, dass Konsequenz nicht verhandelbar ist: ein Anker, der modernen Gesellschaften fehlt.

10. April 2016

Wer behauptet, wir leben in Zeiten kurzer Texte, wo Informationen mehr zählen als Erklärungen und wo es aufgrund deren Vielzahl besondere Aufmerksamkeit erhaschende Zuspitzungen braucht um gehört zu werden, wird kaum überraschte Blicke ernten. „Powerpointisierung“ umschreibt diesen Zustand schon seit längerem in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft.

Nicht nur kirchliche Dokumente, sondern alle Schriften, denen eine differenzierte Herangehensweise zu Grunde liegt, leiden darunter in zweifacher Weise:

  • Aufgrund der notwendigen Länge und etwaigen Anstrengung, die diese den Leser kostet, werden die Texte so gut wie von niemandem gelesen.
  • Da man aber dennoch schnelle Informationen zu vermeintlich für den Leser interessanten Schlagworten bieten will, wird der Text nach Reizthemen durchsucht, was mit technischen Mitteln heute ein Leichtes ist und in vorgefertigte Schablonen gepresst.

Wer vorsichtig ist, wartet ein paar Stunden auf die ersten Kommentare Dritter, um sich keine offensichtliche Blöße zu geben und die Stoßrichtung zu prüfen, wer von seiner „Mission“ überzeugter ist, präsentiert seinen Kommentar nahezu zeitgleich mit dem veröffentlichten Dokument – wohlgemerkt ganz unabhängig von Länge und Komplexität der Vorlage, denn wer zuerst kommt, gibt für viele Weitere die Stoßrichtung der Interpretation an.

Sehr gut konnte (und kann) man dieses Vorgehen am aktuellen Lehrschreiben von Papst Franziskus „Amors Laetitia – die Freude der Liebe“ beobachten.

Nach langer Spekulation, das ist mittlerweile wohl auch kein Geheimnis mehr, lagen wohl in allen namhaften Redaktionen Interpretationen des Schreibens in der Schublade, die nun mit ein paar Zitaten angereichert, um das Interesse der Leserschaft buhlen.

Was also soll man nun als Katholik auf die Fragen derer antworten, die mit den Ergüssen aus WeLT, SZ und ähnlichem an einen herantreten? Nun – man darf zugeben (wenn es so ist) den Text nicht gelesen zu haben und sich darum eines abschließenden Urteiles enthalten, denn auch wir leben in der oben beschriebenen Zeit kurzer und mannigfaltiger Informationen und Anfragen, in der wir nicht immer gleich Texte von hunderten Seiten tief und gründlich durcharbeiten können (und wollen).

Zudem gibt es ein paar grundsätzliche Einsichten, denen zu folge das auch gar nicht nötig ist.  Kein Lehrschreiben wird die Bibel oder die Jahrtausende alte kirchliche Tradition neu erfinden. Andererseits ist auch nicht zu erwarten, dass laxe Handhabungen in Diözesen, die kirchlicher Lehre mehr oder weniger deutlich widersprechen, vom aktuellen Papst effektiv unterbunden werden. Es werden also viele unzufrieden sein, insbesondere wer sich einen deutlicheren Bruch mit der Dogmatik gewünscht hat, wer enttäuscht ist, dass alles beim Alten bleibt und schließlich diejenigen, die sich eine deutlichere Rückkehr zur Überlieferung gewünscht hätten.

Im Wesentlichen wird man aber schnell zum Alltag übergehen. Gläubige werden weiter glauben, engagierte Ungläubige werden weiter auf einen noch schnelleren und verstärkten Wandel kirchlicher Praxis hoffen und ein paar werden das Schreiben zum Anlass eines Kirchenaustrittes nehmen.

Anfragen an den Glauben und die kirchliche Lehre kann man derweil nach wie vor aus dem eigenen Glauben und Verständnis heraus wohlwollend und einfühlsam beantworten.

So what?

6. April 2015

Die Diskussion um das Tanzverbot ist mir dieses Jahr besonders auf die Nerven gegangen.

Ich habe mich ja bereits vor einiger Zeit einmal zu dem Thema geäußtert, aber ich möchte dennoch ein paar aktuelle Worte ergänzen.

Dass sich Menschen von einem Verbot, dass sie nicht verstehen und welches aus einer für sie unsympathischen Richtung kommt, nicht arrangieren wollen, leuchtet mir auch ohne lange Diskussion ein; ich kann den Unmut darum voll und ganz verstehen.

Für mich sieht die Forderung der Kirchen nach billiger Kraftmeierei aus, mit der sich die deutsche Staatskirche ihrer längst vergangenen Autorität noch eimal öffentlich und lautstark selbst versichert.

Ähnlich wie beim Arbeitsverbot an Sonntagen wird hier auf formalen Aspekten einer längst vergangenen christlichen Tradition herumgeritten, die der kirchenfernen Bevölkerung immer wieder vor Augen führt, dass da noch etwas ist, das nervt. Wollen wir das? Ist das unser Verständnis von Mission?

Seit mindestens 20 Jahren kann niemand, der die Augen auch nur ein wenig öffnet sagen, wir seien eine christliche Gesellschaft. Dafür kann weder der allabendliche Discogänger, noch der durchschnittliche Kampfatheist etwas, das ist einzig und allein Resultat des Versagens der hiesigen kirchlichen Institutionen mit ihren „Gläubigen“. Wir haben aus der Kirche ein Grüppchen (zu recht!) verspotteter Trottel gemacht, die sich vor allem Gedanken darum machen, wie sie den aktuellen Moden hinterher laufen, ihre Pfründe nicht verlieren und womit sie andere belehren können.

Soweit, so bekannt.

Vor diesem Hintergrund finde ich eine Argumentation, die ich die Tage öfter gelesen habe, bemerkenswert. So wird dazu aufgefordert, am Ostermontag zu arbeiten, kein Karneval mehr feiern und auf das Weihnachtsgeld zu verzichten, wenn man nicht auch Bußtage begeht. Ich habe diese Argumentation in verschiedenen Ausführungen gelesen, mal kürzer gefasst, mal mit reichhaltigen Anklängen an die christlichen Grundlegungen unserer Feste und fürchte, dass es wirklich Christen gibt, die das für einen weiterführenden Beitrag halten.

Dabei wird vollkommen übersehen, dass die christlichen Feiertage längst nicht mehr verstanden oder gar ihrem Sinne nach gefeiert werden. Das Kontingent an freien Tagen wird als Recht eines Arbeitnehmers angesehen, genauso wie niemand mehr den Sonntag als genuin christlich wahrnimmt. Wenn wir auf auf „unsere“ Feiertage pochen, wird man sie bestenfalls weiter umetikettieren, wo es nicht schon längst geschehen ist. Die Arbeitszeit wird das nicht tangieren, man feiert halt Hasenfest.

Und wo ich gerade dabei bin – wo bleibt eigentlich der Protest, wenn als Ablösung des Heiligenkalenders eine neue säkulare Feiertagsstruktur eingeführt wird? (Stichwort: Tag des …)

Wie auch immer. Wenn ich Vorschläge wie den obigen lese, wächst meine Neigung, an Paralelluniversen zu glauben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie man in einer und derselben Welt zu derart unterschiedlichen Wahrnehmungen und daraus resultierenden Anforderungen an sein Umfeld gelangen kann …

 

28. Februar 2015

Heute morgen waren die Zeugen Jehovas an der Tür und ich dachte mir: Das ist Einsatz für den Glauben.

Meine Frau geht im Winter häufig mit unserer Tochter auf den sog. Winterspielplatz. Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Der Winterspielplatz ist eine ehrenamtliche Einrichtung einer Baptistengemeinde. Eingeladen ist dort jeder, unabhängig von Konfession oder Religion, um eine kleine Spende wird gebeten. Zwar liegen am Eingang Informationen über die Gemeinde aus, aber niemand spricht einen an – auch der Geistliche, der häufig anwesend und für weitergehende Gespräche sicher offen ist, drängt sich niemandem auf.

Das eine wie das andere ist ein überzeugendes Zeugnis christlicher Mission; das eine eher offensiv werbend, das andere defensiv, einladend. Beides aber zeugt von überzeugtem Engagement und dem Interesse an den Mitmenschen.

Was aber machen katholische Gemeinden?
Seit zwei Jahren geht meine Frau wöchtentlich mit der Kleinen in eine Mutter-Kind-Gruppe. Die ehrenamtliche Initiatorin macht das auch sehr toll – aber drei mal darf der geneigte Leser raten, wie oft (oder besser ob überhaupt) ein Geistlicher der Gemeinde dort vorbei geschaut hat.

Was, so frage ich mich schon seit langem, tun wir mit unserem riesigen Kirchenapparat eigentlich in Bezug auf den Missionsauftrag der Kirche? Dass man von unseren Bischöfen neben Intrigen und innerkirchlichen Strukturkämpfen kaum etwas zu hören bekommt, nicht einmal zu den unbeschreiblichen Schlachtungen, die man verharmlosend Christenverfolgungen nennt, daran dürften wir uns fast schon gewohnt haben – Hirten für Christen gibt es in diesem Lande halt keine mehr. Dass die Herde dementsprechend aussieht, wundert auch nicht. Jeder normale Mensch allerdings dürfte uns deutsche Katholiken auslachen, angesichts der Tatsache, dass wir die Geier auf dem Kadaver der Volkskirche auch noch üppig finanziell ausstaffieren.

Vielleicht gibts dafür ja später einmal eine Art Treuepunkte; 5 Punkte für gutes Benehmen und 3 für rührendes Verhalten?

25. Dezember 2014

Die strahlenden Kinderaugen waren der Mühe wert. Auch, dass die Kleine erst Baum und Krippe wahrgenommen hat und später dann die Geschenke – die aber bei aller Freude den Blick für das Wesentliche nicht völlig verdecken konnten, ist sicher ein gutes Zeichen.