Zum Frauenpriestertum

Heute gab es zum Ende der Heiligen Messe wieder einmal eine karitative Ankündigung. Für ein afrikanisches Projekt werde die nächsten Wochen im Anschluss an die Gottesdienste gesammelt. Vorgetragen wurde die Info von einer Ministrantin, die zuvor Dienste des Akolythen wahrgenommen hatte.

Soweit ist das in unseren Gemeinden ja der übliche Standard. Dennoch hat mich die Begebenheit ein wenig zum Nachdenken angeregt, zum Phantasieren, könnte man auch sagen.

Ich möchte der jungen Dame nun nicht unrecht tun, aber ich habe mir vorgestellt, wie nicht wenige in ihrer Position wohl denken mögen. Dass Frauen am Altar Dienst tun, ist heute eine Selbstverständlichkeit, warum sollte man ihnen das auch verweigern? Ist eine Frau nicht mindestens so fähig, ein Weihrauchfass zu schwenken, Kommunion auszuteilen, Lesungen vorzutragen, wie ein Mann? Und wenn sie es kann, warum sollte sie nicht auch gleich der Liturgie vorstehen können.

Der Ruf nach dem sog. Frauenpriestertum tritt regelmäßig in den Medien auf und Gegenpositionen sind kaum zu vernehmen. Dennoch hat sich die Kirche diesbezüglich noch immer nicht geöffnet. Scheinbar gibt es also etwas, was über von Männern und Frauen gleichermaßen erlernbare Fertigkeiten hinausgeht und gegen alle politischen Forderungen standhält.

Dabei sind die Bemühungen, dem Priesteramt seinen männlichen Nimbus zu nehmen, von langer Hand vorbereitet. 1973 wurden die niederen Weihen, die bis dato auf das Priesteramt vorbereiteten, von Papst Paul VI abgeschafft und teils durch „Beauftragungen“ ersetzt. Dass die damit verbundenen Aufgaben auch von Frauen ausgeübt werden, hatte man damals wohl noch nicht vorhergesehen, aber der Weg dazu war angelegt.

Hinzu kam die Öffnung des Ministrantendienstes, der ursprünglich ebenso auf das Priesteramt hinführen sollte. Zwar ist proforma auch heute noch kein Geistlicher verpflichtet, Frauen am Altar zuzulassen, aber man stelle sich einmal vor, ein Priester würde dies tatsächlich verweigern. Faktisch stellen Mädchen und Frauen heute die Mehrheit der aktiven Helfer und sie tun das im festen Bewusstsein, ihren guten Beitrag zum Gelingen der Liturgie zu leisten.

In der Außenwirkung hat sich dadurch nicht nur das Bild der Heiligen Messe bei den Gläubigen geändert, sondern auch das des Priesters. Ministranten beiderlei Geschlechts versehen Dienste, die früher über Weihen alleine Männern vorbehalten waren, insbesondere jenen, die sich auf das Amt des Priesters vorbereiten wollten.

So wird es intuitiv immer schwerer zu erfassen, warum die letzten verbleibenden Tätigkeiten nicht auch geschlechtsunabhängig vergeben werden sollten. Dabei geht es im Grunde gar nicht um Fähigkeiten, wie es das Bild der Altargemeinschaft vermuten lässt.

Es geht zum einen erst einmal um Spiritualität, zum anderen um Symbolik.

Zur Symbolik des Priesters als Mann, der als sich wie ein Bräutigam zur Kirche verhält oder auch die Symbolik des maskulinen Monotheismus im Verhältnis zum weiblich besetzten Pantheismus, möchte ich an dieser Stelle nichts weiter ausführen, denn der Aufhänger zu diesem Text war ein anderer.

Es gibt einen Unterschied zwischen weiblicher und männlicher Spiritualität. Im Gebet, in der Hingabe an Christus, wenn wir offen und bar aller Attitüden vor unserem Schöpfer stehen, dann sind wir ganz bei ihm und ganz bei uns selbst. Jeder Ausdruck dieser Liebe betrifft unsere gesamte Person und damit auch unsere Geschlechtlichkeit. In diesem Sinne äußert sich unsere Gottesbeziehung auch spezifisch männlich oder spezifisch weiblich.

Frauen beten oft mehr, vielleicht auch intensiver.
Religionen, die Frauen in priesterlichen Funktionen einsetzen, schaffen dazu oft magische, sowohl heilende als auch verfluchende Charaktere, während Männer eher richtende und beschwörende Aufgaben durchführen.

Als ich also heute die junge Frau für das afrikanische Projekt werben hörte und sie dabei an die Barmherzigkeit appellierte, kam ich nicht umhin, mich zu fragen, ob sonst noch jemandem auffällt, wie sehr sie mit dieser Einlassung eben genau das Klischee weiblicher Spiritualität bedient.

In dem wir im Herzen der Religion Nuancen verschieben, indem wir das feine System spiritueller Ausgewogenheit zu Gunsten der einen Ausprägung ändern, bereichern wir den Kult nicht, sondern wir ändern sein Wesen, auch, oder gerade, wenn unser Anliegen ethisch ganz besonders wertvoll erscheint. Frauen bringen mehr Caritas in den Gottesdienst. So verschiebt sich die Opferfeier immer mehr zur Mahlgemeinschaft und was sich im Kultus ereignet, strahlt auf die gesamte Theologie, den gesamten religiösen Kanon ab.

Und sichtbar wird es an einer Banalität wie dem (auch formal unpassenden) Aufruf, doch bitte nach Afrika zu spenden. Und am Beifall, den dieser Aufruf erhielt.

Thod Verfasst von:

Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.