An Bemerkungen, Notizen, Reportagen und Meinungen zum „neuen“ Papst herrscht kein Mangel. Viele Kommentatoren sind von der menschlichen Ausstrahlung des Jorge Mario Bergoglio schier begeistert, es gibt aber auch nicht wenige kritische Stimmen: Einige sehen gewisser Formlosigkeiten wegen gleich das Amt des Papstes, also das Papsttum selbst beschädigt, andere meinen in der öffentlich zur Schau gestellten Bescheidenheit eine subversive Form des Hochmutes zu erkennen und wiederum andere raten abzuwarten wie sich die Dinge entwickeln – dem Neuen müsse erst einmal eine Chance gegeben werden.
Auch sind erste Gesellschaftsanalysen zu vernehmen, beispielsweise müsse man gerade hierzulande nun umdenken und die klassischen Rechts-/Linksschemata bzw. das Denken in Kategorien von „konservativ“ und „progressiv“ aufgeben, denn Franziskus zeige mit seiner weltoffenen und karitativen Art einerseits sowie seinen grundkatholischen Ansichten andererseits, dass diese Klassifizierungen nicht mehr greifen.
Doch was ist eigentlich passiert?
Nun – eigentlich nichts außergewöhnliches, möchte man meinen. Nach einer kurzen Zeit der Sedisvakanz, also des nicht mehr besetzten Papststuhles, wurde von den Kardinälen ein neuer Papst gewählt; ein Katholik mit eigenem Charakter und eigenen Akzenten, aber wie wir allen Anlass zu glauben haben, ein vom Heiligen Geist getragener Hirte seiner Kirche.
Natürlich fällt ein Wandel schwer, besonders wenn man den Status quo schätzt und man sich eher auf eine Vertiefung denn auf einen Wechsel vorbereitet. Auf Liebgewordenes zu verzichten, vielleicht sogar ohne Not, wie man denken könnte, ist alles andere als einfach. Doch zeigt sich gerade hier eine kraftvolle und ermutigende Seite unserer Kirche: Wir sind kein Carol Wojtyla – Fanclub und ebenso keine Ratzinger – Bruderschaft. Unser Papst ist mit uns auf dem Weg zu Christus zu dem er uns auf immer wieder neue Weise einen Zugang eröffnet.
Natürlich lässt er sich in kein Rechts-/Linksschema pressen, das hieße ja, die Wahrheit Gottes auf parteipolitische Geplänkel zu reduzieren. Und natürlich steht es uns nicht zu, ihm eine Chance zu geben, als hinge das Wohl der Kirche von unserer Beurteilung ab. Es mag sein, dass uns die eine Person mehr liegt als die andere, es mag auch sein, dass ein Papst Fehler begeht wie wir Menschen allesamt keine Heiligen sind, doch liegt es nicht an uns, darüber zu befinden.
Eine neue Akzentuierung bedeutet zudem keine Relativierung der Anliegen vergangener Päpste. Wir legen das Werk eines Papstes nicht ad acta, weil die Zeit fortschreitet und ein neuer Amtsträger andere Wege der Verkündigung findet als sein Vorgänger. Im Gegenteil, wir sind dazu aufgerufen aus der Gänze der kirchlichen Tradition zu schöpfen und mehr und mehr die Schätze zu bergen, die sie für uns bereit hält.
In diesem Sinne gefallen mir unter allen Stimmen zu unserem neuen Papst Franziskus jene am besten, die dazu aufrufen genauer hinzuhören, von ihm zu lernen und sich im positiven Sinne von seinem Einsatz für die Menschen auf dem Weg zu Christus anstecken zu lassen.