Mottomärkte zu „Weihnachten“

Zweimal war ich dieses Jahr auf sog. Weihnachtsmärkten und wenn es nach mir geht, war das mehr als genug; auch für die nächsten Jahre. Es ist ja nicht so, dass ich bisher gerne über diese Märkte geschlendert wäre, meist war es kalt und sinnlos, doch deren Sinnlosigkeit wurde mir dieses Jahr besonders bewusst.
Dabei will ich nicht in das Lamentieren derer einstimmen, die eine Umetikettierung der Märkte zu Winterfesten oder ähnlichem bedauern, denn sind wir mal ehrlich: Würde es sich um wirkliche Weihnachtsmärkte handeln, müssten sie nach Weihnachten stattfinden. So wie wir sie kennen, sind es bestenfalls Adventmärkte, nur – was soll im Advent ein Markt, der hauptsächlich aus Fressbuden besteht? Eine Umbenennung könnte den eigentlichen Zweck dieser Märkte nur besser ins Licht setzen.

Vielleicht kann man sie bei der Gelegenheit auch gleich mit den das ganze Jahr über stattfindenden Mittelaltermärkten zusammenlegen, denn auch diese haben mit dem Mittelalter kaum etwas zu tun. Zwar erfreuen sich all diese „Motto-Märkte“ größter Beliebtheit, so dass ich mich jedes Jahr aufs neue wundere, wo schon wieder ein Platz für neue Buden freigemacht werden konnte, und wie es dazu kommt, dass diese bis zum Bersten mit Besuchern gefüllt sind. Neben den bekannten Standardplätzen gibt es so mehr und mehr „In-Märkte“, die besonders toll sein sollen, weil sie an irgendeinem historischen oder sonstwie interessanten Ort stattfinden. Bei näherer Betrachtung geht es aber auch dort um Alkoholisches und Sättigendes, denn andere Angebote dürften sich finanziell kaum lohnen.

Der Hauptgrund, warum so viele Menschen ein Bedürfnis nach diesen Märkten haben scheint mir am Echo des vergangenen Glanzes zu liegen – dem Mittelalter oder Weihnachten, dessen Nachhall auch heute noch Wirkung zeigt.

Vermutlich geben die meisten Menschen nicht auf den Weihnachtsmarkt, weil sie dort etwas Bestimmtes suchen, sondern weil sie sich mit jemandem verabredet haben und ein solcher Markt ohne viel zu überlegen der geeignetste Ort für einen Treffpunkt scheint. Dabei stört es natürlich niemanden, wenn die Inhalte von Jahr zu Jahr verflachen und es letztlich nur noch darum geht, das Getränk der Saison zu sich zu nehmen. Auf diese Weise verschwindet zwar aus den Weihnachtsmärkten alles Weihnachtliche, ebenso wie aus den Mittelaltermärkten schon lange alles Mittelalterliche verschwunden ist, aber wen sollte das stören, wenn das Ambiente zum Grog einlädt?

Führt man sich das vor Augen, kann man auch ohne diese Events gut auskommen, ohne das Gedränge an kalten Winterabenden, an denen man sich im Nieselregen die Füsse in den Bauch steht. Und über die Namensgebung braucht man sich auch nicht sorgen

Thod Verfasst von:

Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.