Kongress in Karlsruhe: Freude am Glauben

 

Am Wochenende lud der deutsche Adel die Gläubigen zum Kongress „Freude am Glauben“ in Karlsruhe ein. Durch das Programm führte Alois Konstantin Fürst zu Löwenstein, Schirmherrin war Johanna Gräfin von Westphalen, Initiator war das Forum Deutscher Katholiken, das unter der Leitung von Hubert Gindert mit einer ganzen Reihe an hochkarätigen Namen aufzuwarten wusste: Kardinal Kurt Koch, Erzbischof Robert Zollitsch, Bischof Andreas Laun, der aus den Medien bekannte Pfarrer Gerhard Maria Wagner, sowie eine Reihe an weiteren Persönlichkeiten aus der kirchlichen Öffentlichkeit.


Gleich der erste Eindruck vermittelte Professionalität: am Bahnhof standen an ihren gelben Shirts leicht zu erkennende Helfer um Ankommende zur Kongresshalte zu geleiten, auch war der Weg quer durch die Stadt mit Hinweisschildern markiert. Die Kongresshalle bot den Anwesenden großzügig Platz ohne deutlich zu groß zu wirken, auch wenn einige Teilnehmer meinten, man hätte durch eine etwas kleinere Location Geld sparen und eine intimere Stimmung erreichen können. Für das leibliche Wohl sorgte eine Catering-Firma, deren Dienste wir jedoch nicht beanspruchten, da uns weder die Preise (Kaffee, Tee 3 EUR) noch Angebot und Ambiente überzeugten: kein Cappuccino, keine Trinkschokolade, sehr eingeschränkte Möglichkeiten für Vegetarier, Kantinenflair. Hier wäre es vielleicht schön gewesen, wenn man zumindest dem Wetter entsprechend ein paar Sitzmöglichkeiten im Freien geschaffen hätte; ein solcher Kongress dient ja auch der Pflege privater Kontakte, wofür eine Bestuhlung im sonnigen Garten nicht nur dem Gemüt, sondern auch dem Gastronomieumsatz zu Gute gekommen wären.

Der Stimmung auf dem Kongress tat dies jedoch kein Abbruch. Die Leute waren fröhlich und gelöst, Kinder rannten zwischen den Ausstellungsständen herum, überall fand man Grüppchen interessiert Diskutierender, es waren eine ganze Reihe namhafter Vereine und kirchlicher Initiativen mit ihren Ständen vertreten und die Referenten sorgten mit ihren Vorträgen für geistige Erbauung und zahlreiche Impulse. Sehr beeindruckt hat mich dabei die volksnahe Art von Bischof Laun, der ganz unkompliziert noch kurz vor Abschluß unter den Teilnehmern eine Mitfahrgelegenheit nach Bregenz suchte.

Am Samstag stand der Bischof einer Marienweihe in der Karlsruher Liebfrauenkriche vor. Die abendliche Lichterprozession dorthin, ausgehend vom Kongresszentrum, empfand ich als sehr eindrucksvolles Zeichen, wie es sie heute viel zu selten gibt. Der Zug führte anscheinend nicht durch das „beste Viertel“ der Stadt, doch nur wenige Fenster verschlossen sich beim Klang des „Gegrüsset seist du Maria“. Interessanterweise waren wir eine halbe Stunde vorher noch in der Stadt von einem (vermutlich) freikirchlichen Straßenapostel angesprochen worden, der Passanten eher erfolglos zum Lesen in der Bibel zu motivieren suchte. Meine Einladung brachte ihn sichtlich aus dem Konzept, nach kurzem Zögern jedoch meinte er, er könne es nicht vertreten, mit Katholiken gemeinsam aufzutreten. Geradezu erbärmlich und verloren, verglichen mit diesem zweifelnden und mit sich ringenden Mann, wirkte hingegen ein kleines Grüppchen am Strassenrand, aus dem jemand ein kurzfristig beschmiertes Papier mit der Aufschrift „Satan“ hochhielt, das er mit zaghafter Stimme immer wieder versuchte vorzulesen und was in den festen Tönen der geschmetterten Marienlieder völlig unterging. Die meisten Passanten schienen jedoch neugierig zu sein. So war aus einem Biergarten der erstaunte Ausruf zu vernehmen, die Prozession höre ja gar nicht mehr auf, ein anderer rief uns die Frage nach, was an Frau Merkels Politik noch christlich sei und vor einigen Kneipen standen mehr oder weniger sprachlose Türken (vielleicht auch Angehörige anderer arabischer Nationen), die wohl noch nie erlebt hatten, dass auch Christen öffentlich für ihre Religion einstehen.

Die deutlichsten Worte für christliche Positionen wurden allerdings vornehmlich hinter den verschlossenen Türen der Kongresshalle gehalten. Dem zahlenden Publikum wurden Petitionen vorgelegt, es gab Aufklärung zum sog. Sexkoffer für Berliner Schulen, man trat für die Rückkehr des Kreuzes in öffentliche Räume ein, erklärte historische Argumente zum Liberalismus und Sozialismus und vieles mehr. (Irgendwie konnte ich mich dann aber gerade im abschließenden Pontifikalamt mit Kardinal Koch des Eindrucks nicht erwähnen, dass trotz aller Zeitgeistwidrigkeit gerade der Gendergedanke in der Liturgie der Kirche eine feste Größe darstellt.)

Im Ganzen kann man den Kongress als eine gelungene Veranstaltung betrachten. Den Rahmen bildete ein vielseitiges liturgisches Programm: drei Pontifikalämter, davon eins im traditionellen Ritus, am Freitagabend das sogenannte „Nightfever“, eine Gebetsnacht in charismatischem Stil vor dem ausgesetzten Allerheiligsten sowie die schon erwähnte Prozession mit Marienweihe.
Ausbaufähig wäre meiner Ansicht nach vor allem der audiovisuelle Aspekt. Die Präsenz nicht weniger Verlage und Medien könnte gerade im multimedialen Bereich Akzente setzen und so die Veranstaltung zusammen mit dem eingangs angeregten Ausbau des gastronomischen Angebotes besonders in sinnlicher Hinsicht abrunden. Vielleicht wäre zudem zu überlegen, ob es wirklich nötig ist, Vortrags-CDs, Prozessionskerzen etc. jeweils separat zu berechnen.

 

 

Thod Verfasst von:

Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.