Ob eine Religion das Opfer von Kinderblut als die wertvollste menschliche Gabe predigt, ob sie Kanibalismus begründet oder „nur“ ihre blutige weltweite Verbreitung, die mit Abschlachten und/oder Versklavung der Gegner einher geht, all das sind mögliche Ausdrucksformen.
Völlig unerheblich ist es dabei, ob eine Religion einen personalen Gott, ein göttliches Prinzip oder eine rein mechanische Weltordnung propagiert. Das Fehlen eines personalen Bezuges bürgt nicht für mehr Menschlichkeit, im Gegenteil – es degradiert Ethik zur (möglicherweise sogar disfunktionalen) Option.
Die Qualität einer Religion misst sich einzig daran, wie sehr sie es vermag, im Menschen das Edelste hervorzubringen: sein Streben nach Wahrheit zu fördern und dieses immer wieder liebevoll verschenkend einzuholen.
Religionen sind diesbezüglich nie über einen Kamm zu scheren, sie sind jede für sich einzigartig – im Guten wie im Bösen.
Wer aufgrund schlechter Religionen unreflektiert gegen alle wettert, wer aufgrund der Taten Einzelner die grundsätzliche Intention einer Religion vernebelt, aber genauso auch, wer Schlechtes relativiert, indem er auf Gutes in anderen Lehren verweist, ist auf dem besten Weg, als brauchbares Werkzeug des Bösen in die Geschichte eingehen.