… las ich kürzlich in einem grösseren Magazin. Den dazugehörigen Artikel habe ich nicht geöffnet, aber dennoch ging mir die Überschrift irgendwie nach; mich überkam eine Art Sehnsucht, eine Wehmütigkeit, und intuitiv hätte ich aus tiefem Herzen zustimmen können: seit Jahren schon beklage ich (wie wohl die meisten Zeitgenossen) eine Profanisierung und Banalisierung all unser traditionellen Feste – Weihnachten ganz vorne an.
Doch ist dieses Klagen und Jammern wirklich nötig? Ist nicht allein die Tatsache, dass eine banale Zeitungsüberschrift derartige Emotionen auszulösen vermag Hinweis genug, dass da doch etwas mehr ist als Weihnachtsmann-Rummel?
Ich hege den Verdacht, dass es für Kinder kein allzu großer Schaden ist, wenn sie mit Rentieren und Weihnachtsmännern aufwachsen, statt mit einem Christuskind – dass winterliche Zeit etwas besonderes ist, die Tage kürzer werden, das Wetter unwirsch und die Stimmung heimelig, kann durch verschiedene Bilder ausgedrückt werden. Auch ist nicht viel verloren, wenn Geschichten gut erzählt sind, wenn sich Fragen eröffnen und Interesse an Antworten besteht – nicht lange ist es her, dass mich eine amerikanische Touristin gefragt hat, ob wir in Deutschland zweimal Weihnachten feiern, weil Stanta Claus ja bei uns schon am 6. Dezember käme, und an 24. noch einmal…
Natürlich ist es offensichtlich, dass Weihnachten längst nicht mehr nur christlich konnotiert ist. Jede Firma preist ihre Waren als zum Fest passend an, vom weihnachtlichen Sinn erotischer Spielzeuge über die Aufforderung eines Internetbuchhändlers heute, die da lautete „treiben Sie das Weihnachtsgeschäft auf die Spitze: […] Geschenkgutscheine“, bis hin zur Flut an pseudotheologischen Reportagen und Weihnachtsquizfragen in Magazinen, die allesamt „neue“ Wahrheiten über Weihnachten proklamieren. Vieles davon mag einem den beschworenen Zauber trüben, und man kann der Musikgruppe „Maybebob“ sicher recht geben, wenn sie in ihrem diesjährigen Weihnachtssong Gummibaum feststellen „Weihnachten is konkret gegen jede Religion lang schon immun“; doch gilt das alles nicht letztlich bloß für eine selbstauferlegte Sicht, die durchaus auch zu ändern wäre?
Freilich: wer in seinem Inneren schon lange tief mit christlicher Tradition gebrochen hat und selbst wer indifferent meint, sich ein paar Aspekte, wie den der Nächstenliebe (solange nützlich), auf die Fahne schreiben zu können, der wird in allen christlichen Festen maximal noch Folklore und Fassade erkennen; leicht mit Plastik zu imitieren und aufgrund Vergessens eigener Wurzeln angereichert mit platten Unterhaltungsgeschichtchen.
Wer aber wirklich nach dem Zauber der Weihnacht sucht, sollte in sich hinein hören. Sehnsucht ist kein schlechter Ratgeber: Kindheitserinnerungen, Träume und der innere Drang, Teil eines Geheimnisses zu sein. Da mag man wie betäubt Konsumrausch und Geplappre der Intellektuellen an sich vorbeiziehen lassen, solange sich im inneren Streben eine Spur zur Stille, zum Geheimnis des Daseins finden lässt, ist nichts verloren.
Wem das zu unkonkret ist, der kann ja erst einmal mit ein paar einfachen Sachen beginnen: den Advent als Vorbereitungszeit begehen, sich auf die Ankunft Gottes in der Welt vorbereiten; Geschenke wenn überhaupt, spärlich einsetzen, denn ihr Wert besteht nicht im Kaufpreis, sondern in ihrer Symbolik an das Geschenk des Herrn an die Menschen zu erinnern, Freundschaften pflegen und nicht zuletzt den alten Geschichten lauschen, denn diese erzählen oft nicht wenig von der Seele derer, die mit dem weihnachtlichen Geheimnis mehr anfangen konnten.