Papst …

Konkurrenz zwischen Klerus und Journalisten hat Tradition. Waren früher im Ort Pfarrer und der Lehrer für die Unterrichtung der Öffentlichkeit zuständig, so ist diese Rolle seit langem von den Medien eingenommen worden; wer fragt sich heute schon, was von der Kanzel gepredigt wird?
Der Eindruck, dass kirchliche Verkündigung noch heute bei so manchem Schreiber Minderwertigkeitsgefühle hervorruft, drängt sich bei Lektüre moderner Zeitungen, insbesondere zu kirchlichen Themen, geradezu auf – als müssten sich Autoren permanent dem „unfehlbaren“ Lehramt gegenüber behaupten, und Angriff ist bekanntlich die beste Verteidigung.

Dass im Grunde kein einziger Artikel zu Glaube und Kirche in neutralen Berichten erscheint, sondern alles gleich mehr oder weniger verstümmelt polemisiert wird, ist kein Geheimnis. Ich glaube nicht, dass es eine weitere Organisation gibt, die in der Gesellschaft derart ehrabschneidend behandelt wird, und besonders an Papst Benedikt XVI ist dies exemplarisch.

Gleich nach seiner Wahl ging ein Aufschrei durch die sich in kirchlichen Sachen sonst uninteressiert gebende Presse, man fürchtete einen klugen, nicht dem Zeitgeist zugewandten und den westlichen Modernismusdogmen gehorchenden Kirchenfürsten; eine intellektuelle Autorität, die man bei Bedarf nicht einfach zum zurückgebliebenen religiösen Träumer abstempeln konnte. Doch der Skandal blieb aus. Die ersten päpstlichen Schreiben waren geradezu moderat, die Aufregung verflog und die Zeit der Großauflagen schien vorbei.

Dass jedoch mit Argusaugen nach Angriffsmöglichkeiten Ausschau gehalten wurde, bewies zum ersten Mal in großem Stil die mittlerweile schon sprichwörtliche „Regensburger Rede“. Endlich hatte man einen Angriffspunkt: nicht religiöse Zurückgebliebenheit sondern im Gegenteil die hohe Bildung des Papstes schien der geeignete Ansatz, die Kirche als letzte nicht sozialistische Bastion des Westens auszuhebeln: Wer über die Reflektionsfähigkeit des Papstes verfügt, der müsse bei jedem Wort genau wissen, was für etwaige Folgen zu erwarten wären, und dürfe demnach nichts äußern, was der Political Correctness widerspreche und folglich die öffentliche Harmonie störe.

Neben kleinen Zwischenspielen, wie einer abgesagten Rede in einer italienischen Hochschule, scheint nun endlich das wirkliche Mittel gefunden zu sein, den Papst wie die Sau durchs Dorf zu treiben: Die Nazikeule. In letzter Zeit, zum Leidwesen vieler selbsternannter Moralisten, hat diese Waffe an Biss verloren, aber auf eine Autorität wie den deutschen Papst angewendet, dürfte sie noch Wunder wirken, und siehe da, sie tat es. Zumindest füllen Negativschlagzeilen nun schon seit vielen Tagen die Blätter und verweisen sowohl Wirtschaftskrise, als auch Obama auf die Plätze.

Wenn man freilich nach dem Hintergrund fragt, so ist da beschämend wenig zu finden. Der Papst hat einer politisch nicht genehmen Gruppierung die Hand gereicht. Er hat Exkommunikationen aufgehoben, die aufgrund des Kirchenrechtes verhängt wurden und keinerlei weltpolitischen Bezug hatten und haben. Dass sich einer der Betroffenen nach deutschem Recht strafbar gemacht hat, ist bzgl. eines Kirchenausschlusses nicht von Relevanz, nicht einmal ist derzeit sicher, ob er nach deutschem Recht überhaupt zu belangen ist.

Aber darum geht es auch nur oberflächlich. Würde man die kirchliche, oder gar die päpstliche Ansicht zum Holokaust besprechen wollen, so hätten die Medien mehr als eine Möglichkeit gehabt, die Aussagen aus Rom, und die des Papstes selbst, zeitnah zum Thema studieren und weitergeben zu können. Doch was nicht explizit als Pressemitteilung gesagt wird, hat nur Relevanz, wenn es gegen die Kirche verwendbar ist. (Kirchennahe Medien haben durchaus berichtet: Zenit.org )

Als peinliche Randbemerkung kann nur noch gesagt werden, dass die politischen Parteien als Echo auf die Privatfehde der Medien nichts besseres zu tun haben, als durch unqualifizierte Diskussionen und Meinungsäusserungen ihre Unwählbarkeit für Katholiken zu demonstrieren, statt sich den anliegenden politischen Aufgaben zu widmen…

Thod Verfasst von:

Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.