Rücknahme des Lehrschreibens Evangelii Gaudium

Falschmeldung der Woche

 

Nach ersten Reaktionen auf die Apostolische Exhortation „Evangelii Gaudium“ ist eine Neuauflage unter Berücksichtigung der häufigsten Kritikpunkte geplant. Dieses Vorgehen entspreche dem neuen Standard, so der Leiter des vatikanischen Presseamtes, Federico Lombardi, da die Ansichten der Gläubigen auf diese Weise effektiv in aktuelle Verlautbarungen eingebunden werden können. Es sei der Stil des Papstes, zuerst einmal die Wirkung seiner Worte abzuwarten um dann gegebenenfalls Korrekturen anzubringen.

Die deutschen Medien hatten bis dahin aufgrund jüngster Erfahrungen mit päpstlichen Äußerungen ungewöhnlich zurückhaltend reagiert. Nachdem das viel diskutierte Scalfari-Interview kürzlich aus den päpstlichen Verkündigungen gestrichen wurde, war nicht wenigen Kommentatoren sprichwörtlich den Boden unter den Füssen entzogen. „Wo viel geredet wird, wird auch viel zurückgenommen“, so ein Sprecher der DPA schulterzuckend. Modernes Zeitmanagement erlaube es zukünftig eh nicht mehr, ca. 200-seitige Dokumente gleich zum Erscheinungstermin zu rezensieren.

 

Bei aller Zurückhaltung waren dennoch schon bald auch einige besorgte Anfragen zu vernehmen:

 

  • So sei es fraglich, ob Atheisten und Agnostiker tatsächlich eine Minderheit im Staate darstellen, und wenn dies so wäre, ob man ihnen nicht gerade darum deutlicheres Gehör verschaffen sollte, war aus dem Büro des Chefredakteurs der BILD-Zeitung, Kai Diekmann zu hören.

  • Lobenswert sei das Engagement gegen Abtreibung, so Ines Pohl, Chefredakteurin der TAZ. Es sei jedoch ein Zeichen überholter Sozialromantik, wenn pauschal davon ausgegangen werde, dass die Armen gleich auch die besseren Gläubigen wären. Gäbe es nicht gerade in Arbeits- und Bildungsfernen Schichten einen unverhältnismäßig hohen Anteil an Gewalt- und Straftaten?

  • Heribert Prantl von der SZ aus München beklagte „allgemeine Substanzlosigkeit“. Der Text wäre zwar nett zu lesen, bestehe aber vornehmlich aus freundlichen Worthülsen.

  • Ähnliches war auch von Christoph Dowe aus der Redaktion der ZEIT zu vernehmen: „ Der allgemeine Hinweis auf weit geöffneten Türen, die dann jedoch konkret für das Frauenpriestertum verschlossen sind, öffnet Missverständnissen Tor und Tür“. Man hätte sich deutlichere Worte zu Umkehr und Buße erwartet, denn Erlösung beziehe sich schließlich nicht primär auf Schwache, sondern auf Reumütige.

  • Entsprechend der Ausführungen des Handelsblatt-Online-Chefredakteur Oliver Stock sei die wirtschaftspolitische Grundlage des Lehrschreibens zudem weitgehend ungeklärt. In der Redaktion sei man sich völlig uneins, welchem Marx denn nun zu folgen sei.

 

Dem Wunsch der Medienvertreter, in Bezug auf holprige Formulierungen aushelfen zu dürfen, bzw. die wichtigsten Eckpunkte kirchlicher Verlautbarungen zukünftig selbst verfassen zu dürfen, wurde bis dato nicht entsprochen. Viel wichtiger sei es, einen geeigneten Publikationsort zu finden, der dem Lesebedürfnis moderner Menschen nahekommt. So wäre eine zweite Auflage des Schreibens durchaus auch als Facebook-Notiz oder als Doku-Soap auf RTL denkbar, erklärte Federico Lombardi.

Thod Verfasst von:

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