Falschmeldung der Woche
Als neues ethisches Leitmedium hat der Focus nun den „aktuellen Leitfaden für Multiplikatoren“ herausgegeben. Als Adressat sieht das Magazin vor allem Personen des öffentlichen Lebens, insbesondere auch der deutschen Kirchen. Das faktenorientierte, im Zweifel eher konservative Fachblatt für Empörung sucht seit Jahren (vergeblich) den moralischen Impetus von TAZ und Spiegel zu erreichen. Der neue Ratgeber soll nun helfen, einen Meilenstein des politisch korrekten Journalismus zu setzen. Dabei sollen allgemein verbindliche Grundregeln definiert werden, die von allen, die guten Willens sind, als Vorbild genommen werden können.
So lauten die Regeln in aller Bescheidenheit:
- Du sollst keine weiteren Magazine neben dem Focus lesen und dir kein Bild machen, von den Schreibstuben der Redakteure oder gar deren Motivationen.
- Du sollst den Namen Focus nicht missbrauchen, denn er lässt niemanden ungestraft, der seinen ersten Konsonanten durch einen anderen ersetzt.
- Gedenke: Montag ist Focustag!
- Ehre die Redakteure und Journalisten, denn sie sind der Quell Deines Wissens, Deiner Weltanschauung und deines Werdeganges.
- Du sollst nicht beschädigen, oder gar wegschmeißen, was du an Druckerzeugnissen des Focus bereits erworben hast.
- Du sollst stets befolgen, was im Focus über Dich geschrieben steht. Gehe keine eigenen Wege, die vorher nicht abgestimmt sind.
- Du sollst bei allem was Du wahres und wichtiges von Dir gibst, auf den Focus als Quelle verweisen.
- Du sollst nicht Aussagen, gegen das geschriebene Wort des Focus.
- Du sollst nicht begehren, was bzw. wen der Focus an sozialen Kontakten und Informanten hat.
- Du sollst nicht begehren, was der Focus an Geldmitteln und Immobilien besitzt.
Wer diese Leitlinien in der Öffentlichkeit befolgt, wird ein sorgenfreies und erfülltes Leben in der modernen Republik Deutschland erleben.