Nachtrag zur Bundestagswahl.

Mein Leben lange habe ich nicht gewählt, das begann schon in der Schule, als ich mir aufgrund meiner Enthaltung bei Klassensprecherwahlen Ärger eingehandelt habe.

Da ich mit meiner Einstellung nicht hinter dem Berg halte, musste ich mir seit dem schon vieles anhören, auch wenn in den letzten Jahren das Verständnis allgemein gestiegen ist, man vielleicht schon von einem Trend, bzw. einer Mode zum Nichtwählen sprechen kann. (Zumindest gibt es mit Rainald Grebe mittlerweile schon eine eigene Nichtwähler-Hymne)

Am Sonntag habe ich nun an einer Bundestagswahl teilgenommen und mir somit wohl im Sinne der strengen Demokratieapologeten endlich das Recht erworben, mitreden zu dürfen; doch eins vorweg: Ich glaube nicht, dass sich hier eine neue Tradition anbahnt, denn alles in allem scheint es mir nicht, dass sich der Akt gelohnt hat. Dabei meine ich nicht nur, dass ich am Wahlergebnis nichts habe ändern können und mich weiterhin mir unangenehme bzw. feindlich entgegenstehende Mächte regieren werden, ich habe mir mit meiner Wahl auch einige Vorwürfe eingehandelt: durch mich wären die Falschen an die Regierung gekommen, ich hätte mit dafür gesorgt, dass wichtige Elemente der Regierung nun fehlen würden, etc. Nun – das alles kann einem im Grunde egal sein, es zeigt nur eins: ob man nun wählt oder nicht, weder das persönliche Befinden, noch die politische Landschaft ändert sich dadurch. Es ist ein Akt der Nutzlosigkeit.

Um nun doch so etwas wie einen Nutzen zu konstruieren, werde ich das oben erwähnte Recht mich zu äußern nutzen, um ein paar grundlegende Gedanken zusammenzufassen. (Nicht, dass ich darauf verzichtet hätte, wenn ich nicht gewählt hätte, aber so kann man sich ein wenig mehr Recht einbilden)

1.    Man wählt, was man wählt.
Jeder ist für seine Handlungen verantwortlich. Wenn ich also jemanden wähle, dann nicht, weil vermeintlich Gleichgesinnte denjenigen auch wählen, oder weil ich mir davon verspreche, denjenigen in eine Richtung bewegen zu können, sondern weil ich ihn mit seinem Anliegen unterstütze. Alle Sekundärinteressen jemanden zu wählen, sind salopp gesagt des Teufels. Sie versuchen selbigen mit dem Beelzebub auszutreiben, was nicht gelingen kann.

2.    Gibt es niemanden, dessen grundsätzliche Ansichten man teilt, wählt man am besten nicht. Nur so kann man guten Gewissens sagen, dass man nicht Schlechtes für sich und seine Mitmenschen heraufbeschwört.

3.    Man ist nicht für die Wahl anderer verantwortlich.
Weil andere evtl. den politischen Gegner unterstützen, sollte man selbst nicht vom Ziel abweichen und ein vermeintliches minderes Übel anstreben, nur weil es Feind des Gegners zu sein scheint. Das mag nun kompliziert klingen, ist es aber nicht.  Es besagt wie oben geschrieben: „Man wählt, was man wählt.

4.    Wer nur etablierte Parteien wählt, versucht aktiv dafür zu sorgen, dass sich andere nicht etablieren.

5.    Niemand sollte sich Illusionen über den Wert der eigenen Stimme hinzugeben.
Der berühmte Konjunktiv „wenn alle würden“ besagt ja schon, dass „nicht alle tun“. Letztlich ist die eigene Stimme schon dann überflüssig, wenn die Konstellation nach der Wahl ein mit mindestens 2 Stimmen abgesichertes Ergebnis zeigt. Natürlich kann man nicht wissen, ob nicht doch einmal eine einzige Stimme den Ausschlag gibt, ob eine Partei 5% schafft oder eine Mehrheit erhält, aber die Möglichkeit ist verschwindend gering.

6.    Fragen sollte man sich letztlich, was grundlegend im Staat erreichbar ist und was nicht.
Wir leben in einem postchristlichen (und wie manche schon sagten post-demokratischen) Staat.
Das ist nicht mehr zu retten, schon gar nicht durch ein oder zwei Kreuzchen* auf einem Wahlzettel, mit denen man letztlich doch nur seine grundsätzliche Zusage zur aktuellen Politik dokumentiert.  Die aktuelle Wahl zeigt, dass nur noch linke (abgesehen vielleicht von der CSU), i.e. atheistische Parteien im Bundestag vertreten sind, die einander gleichen wie Blockparteien. Egal ob Schwarz-Grün, Schwarz-Rot oder Rot-Rot-Grün – es wird nicht viel ausmachen. Unser Land wird von Jahr zu Jahr bürokratischer und lebensfeindlicher. Dem sich grundlegend zu stellen, ist die eigentliche Herausforderung.

*vermutlich wird man das Andreaskreuz dort auch demnächst verbieten

Thod Verfasst von:

Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.