Es ist Herbst, die Regale der Kaufhäuser sind schon lange angefüllt mit „Xmas-Artikeln“, doch bevor die adventliche Lebkuchen- und Glühweinvöllerei so richtig beginnt, wird mit einer großen Herbstparty der Startschuss gegeben: Halloween, in Deutschland noch nicht allzu lange gefeiert, hat sich mittlerweile als fester kultureller Bestandteil nicht nur der Partyszene etabliert.
Natürlich weiss ich, dass die verbreitete Skepsis gegenüber Halloween, gerade aus christlichen Kreisen, eher als „Spassverderben“ oder ewiges Nörgeln derer, die nicht mit der Zeit gehen wollen, aufgefasst wird. Dennoch möchte ich gern zu ein paar Überlegungen anregen.
Fragt man nach dem Sinn dieses weiteren „Kostümiere-und-besaufe-dich-Fest“, wird man gerne auf die lange Tradition, die bis ins Keltische reichen soll, hingewiesen. Als Pondon zu Karneval, in dem schon lange vor allem in christlich geprägten Ländern zu Frühjahr die Wintergeister ausgetrieben werden, wolle man selbige im Herbst beschwichtigen – manche sehen gar Verbindungen zu Allerheiligen, wenn Christen ihre Verstorbenen am Friedhof besuchen.
Im Folgenden möchte ich kurz Darstellen, warum aus meiner Sicht Halloween keineswegs christlich interpretierbar ist und warum es auch gesellschaftlich einen höchst fragwürdigen Rückschritt darstellt.
Zuerst einmal zu Allerheiligen
Der Brauch, gerade wenn die Tage kürzer werden, die Nächte kälter und das Laub der Bäume den Boden bedeckt, sich über die eigene Sterblichkeit Gedanken zu machen, in diesem Zusammenhang vor allem auch an die verstorbenen Verwandten und Freunde zu denken und ihre Gräber zu besuchen, hat, auch wenn es von außen für manche so aussehen mag, rein gar nichts mit dem Horror- oder Gruselgefühl zu tun, welches die Totenskelette und Friedhofsutensilien zu Halloween hervorrufen sollen. Im Gegenteil ist man sich als Christ der Heiligkeit der Ahnen bewusst, die durch die Kraft der Erlösung eben nicht mehr zwischen den Lebenden spuken müssen, sondern uns ins Licht des Vaters vorausgegangen sind. Hier geht es um die Heiligen, nicht bloß die Toten!
Es ist bezeichnend für unsere Gesellschaft, dass wir uns der Erlösung durch die Botschaft Christi nicht mehr bewusst sind und zu den alten Totengebräuchen und den damit verbundenen magischen Beschwörungsriten zurückkehren. Halloween ist in dieser Weise ein Zeichen der Verlorenheit unserer Zeit, in der uns der alte Aberglaube, die alte Furcht und Angst vor dem Tod (wenn auch vorerst eher spielerisch) wieder einholt.
Halloween und St. Martin
Eine der schönsten Erinnerungen an die Feiern meiner Kindheit betreffen das Fest zur Ehre des Heiligen Martin von Tour, besser bekannt als St. Martin. Dabei denke ich nicht nur an eindrucksvolle Martinsfeuer, wenn der große Reiter auf dem Schimmel auftrat um seinen Mantel mit dem Bettler zu teilen: Ich spürte, dass hier etwas Besonderes geschah, daß das Licht der gebastelten Laternen die wir durch die Straßen trugen auf das Licht der Weihnacht vorbereitete, wie die Mantelteilung auf das Opfer Christi hinwies.
Die Legenden um den großen Heiligen sind mittlerweile von klugen Theologen längst zerpflückt und ihrer Historizität beraubt worden, dennoch strahlen sie in einem ehrwürdigen Glanz, der den Unterschied der alten Bräuche zu unseren neuen deutlich macht: Kein Wissenschaftler versucht die Existenz der Halloweengeister nachzuweisen, die diesen Anspruch gar nicht erheben. Auch behaupten sie nicht, Vorbilder für ethisches Handeln zu sein, was sie zwar in gewisser Weise unverdächtig erscheinen läßt, andererseits aber zur Nachahmung besonders einladen lässt.
Christliche Gedenktage sind meist auf verschiedenen Ebenen erfahrbar. Der Bezug des Martinsbrauchs zum Jahreskreis stellt uns die Botschaft von der Überwindung des Todes und dem sich verschenkenden Gott im Gewand vertrauter Riten und Geschichten vor Augen. Unterhalb des Horror- und Gruselszenarios bleibt eine Halloweensymbolik hingengen leer – so leer, dass sie mit Alkohol gefüllt werden muss.
Die Geister, die ich rief
Man mag nun einwenden, der Erfahrung von Herbst- und Wintergeistern läge durchaus eine Realität zu Grunde, doch welche Realität ist das? Kinder, die singend durch die Straßen ziehen und jene verfluchen, die sie nicht mit Gaben besänftigen, andere die im Schutz der Masken zerstören was ihnen im Wege steht und letzlich jene, die sich einfach nur betrinken: ist es das, was wir uns von unseren Kindern erhoffen? Es liegt an uns, welche Welt wir ihnen bereiten – ob wir sie im Dunkel den Geistern der Vergangenheit nachrennen lassen, oder uns bemühen, sie zum Licht zu führen.
Ich möchte als Beispiel hier noch zwei Gedichte anbringen, die auf der Seite itshalloweenagain.de prämiert worden sind. Den Beschwörungscharakter kann man im linken gut erkennen, eine jugendliche Interpretation im rechten.
Wenn Schatten ihre Welt verlassen, Wollt ihr dem bösen Streich entkommen, Klaus H., Graz |
Wir Geister Hexen und Vampire freuen uns aufs Fest, schon wie die Stiere.Wir rapen, schwofen, bis es kracht und feiern durch bis um MitternachtWir saugen Blut und knacken Knochen, dann hat die Hexe was zum Kochen.Und könn wir zum Schluß kaum noch gerade stehn, war dies wohl eine schönes Halloween.Jugendzentrum Altenforst, Troisdorf |