Überall wird der Ruf nach Bildung lauter, doch was darunter verstanden wird, dazu schweigen die Stimmen. Meist mündet der Ruf nach Bildung in finanziellen Forderungen und dort, so scheint es, versumpft er.
Doch erst einmal eine allgemeine Frage: Was ist Bildung eigentlich, und wie kann man sie den fördern?
Die Wirtschaft hat ein relativ einfaches Verständnis von Bildung, indem sie es mit (Aus)bildung gleichsetzt. Im weitesten Sinne versteht sie darunter das Erlernen von Fertigkeiten um mit diesen Gewinn zu erwirtschaften. Völlig anders hingegen sieht es einer der Gründungsväter unserer Kultur, Aristoteles: „Darum nennen wir sowohl alle solchen Künste und Handwerke banausisch, die einen körperlich in schlechte Verfassung bringen, als auch jede lohnbringende Arbeit, da sie den Geist der Musse beraubt und ihn erniedrigt.“
Bildung im klassischen Sinne ist also nicht dem Nützlichkeitsprinzip sondern der Muße verpflichtet. Es wird um des Lernen Willens, rein der Erkenntnis und Erbauung wegen gelernt, wobei sich die Frage der Finanzierbarkeit auf den Erhalt des Körpers reduziert und nicht auf Mittel zum effektiveren Wissenstransfer. Natürlich ist es klar, dass in unserer heutigen Gesellschaft eine derartige Motivation nicht alleine bestehen kann und Zweckgebundenes Lernen durchaus auch berechtigt ist. Bedenklich ist allerdings, dass das freie, das natürliche Lernen mehr und mehr zurück gedrängt wird. Gerade die Universitäten, die im Gegensatz zu (Hoch)schulen den allgemeineren Ansatz unterstützen sollen, offenbaren sich mehr und mehr als Zubringer für die Wirtschaft. Dabei wäre es doch eigentlich verständlich, wenn die Wirtschaft die von ihr benötigten Arbeitskräfte (finanziell) selbst ausbildet, der Staat hingegen die zweckfreie Bildung ermöglicht, die weder wirtschaftlich noch politisch motiviert ist, sondern im Drang des Menschen nach Erkenntnis ihre Begründung hat.
Lernen ist dem Menschen von Natur aus ein Grundbedürfnis. Der Wunsch nach Bildung wird dabei in erster Linie durch Vorbilder geprägt. Elternhäuser, in denen das kindliche Interesse am Forschen, Erkunden der Welt sowie dem Wunsch Zusammenhänge aufzudecken geweckt wird, spielen dabei die größte Rolle. Erziehung setzt nicht in der Schule an, sie kann auch nicht durch Medien abgedeckt werden oder durch ein noch so großes Budget: es werden engagierte Menschen gesucht, die einerseits selbst den Wunsch sich zu entwickeln nicht aufgegeben haben und andererseits bereit sind, das erfahrene gerne weiter zu geben.
Wie man möglichst einfach, mit viel Engagement auch schwierige Themen (in diesem Fall der Astrophysik) ohne Computer oder Powerpoint, einfach verbal darstellen kann und somit im TV eine große Zahl an Zuschauern hält, hat Prof. Harald Lesch in seiner Sendung Alpha Centauri eindrucksvoll bewiesen. Wie man sich blamieren kann, wenn man versucht gebildet zu tun, im Grunde aber nur eloquent daher redet und nur mühevoll durch Abwinken versucht ein selbst angerissenes Thema nicht vertiefen zu müssen, zeigt im unteren Sendungsausschnitt die TV-Moderatorin Sonja Zietlow. Welche Sorte an Vorbildern man sich in der Gesellschaft wünschen sollte, kann da jeder gerne selbst entscheiden.
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