Die Telekom möchte auf der CeBit 2014 ein innerdeutsches bzw. innereuropäisches Netz vorstellen, um vor allem die Wirtschaft vor Spähaktionen ausländischer Geheimdienste zu schützen. Gemeint ist wohl vor allem, dass Datenpakete innerhalb Deutschlands bzw. der EU über keine externen Server geroutet werden, vermutlich ist das allerdings nur ein erster Schritt hin zu einer noch deutlicheren Trennung. Gehen wir einmal davon aus, es geht nicht letztlich darum, für Mails nach außen Zoll verlangen zu können: Was soll man sich unter dieser Initiative vorstellen?
Auf den ersten Blick fühlt man sich an die Anfänge des Internets erinnert. Wer erinnert sich noch an BTX? Damals wollten private Unternehmen eigene lokale Netzwerke als Alternative zum World-Wide-Web anbieten, dem einen oder anderen mag der Name Compuserve noch in Erinnerung sein, AOL ist nach wie vor eine bekannte Marke, doch durchsetzen konnte sich keine dieser Strategien.
Heute kennt man nationale Netzwerke als Parallele zum Internet eher aus totalitären Staaten, die auf diese Weise die Kommunikation ihrer Bürger zu kontrollieren wünschen. Die Befürchtung der Internetzugang könne staatlich kontrolliert werden, war in letzter Zeit auch in Deutschland vermehrt zu hören, nachdem bekannt wurde, dass wir im Bereich der westlichen Länder laut Statistik eine Vorreiterrolle beim Filtern von Suchmaschinenergebnissen einnehmen.
Tatsächlich stellt sich die Frage, warum man inländischen Geheimdiensten mehr Vertrauen entgegen bringen sollte, als beispielsweise US-amerikanischen. Nach allem was man so hört, soll es ja weitgehende Kooperationen geben, so dass eine Unterstützung der deutschen Regierung, wie sie die Telekom für ihr Projekt anstrebt, mehr als bedenklich erscheint.
Interessant ist hierbei eine immer deutlicher hervortretende Gegenläufigkeit: Ansätze von Globalisierung auf der einen und lokalpatriotische Strömungen auf der anderen Seite. Nachdem wir uns vermehrt um Nahrungsmittel aus der Region bemühen, die Förderung örtlicher Sprache und Kultur wiederentdecken und uns gegen den Zentralismus von EU-Strukturen wehren, scheint die Abkapselung vom Internet hin zu einem abgeschotteten ländlichen oder auch kontinentalen Netz (natürlich unter Ausschluss nicht vertrauenswürdiger Länder wie z.B. England) der konsequent nächste Schritt zu sein.
Die Frage, was ein solches Netz bringen soll, bleibt offen. Wer internationale Verbindungen benötigt, kann sich auf kein lokales Netz beschränken. Effektiv kann eine datentechnische Trennung auch nur durchgeführt werden, wenn es zum internationalen Netz keine Schnittstellen gibt, doch welchen Nutzen hätte eine derartige Binnenlösung? So kommt dem Projekt von vorn herein ein Separatistenstatus zu, der mit starker Einschränkung des Kommunikationsverhalten und somit des Nutzens einhergeht und der in Telekom und Bundesregierung zudem über keine wirklich vertrauenswürdigen Köpfe verfügt.