Die Geschichte von Scholz & Hensel ist nun wieder heraus aus den Schlagzeilen, das neue Thema ist der Kampf der Politik gegen sogenannte Falschmeldungen, also wieder mal ein Aufguss Orwells 1984.
Dennoch bleibt bei der Geschichte des kleinen Agenturangestellten, der es der großen Welt einmal zeigen wollte und der mit seiner Aktion „Kein Geld für Leute, die ich nicht mag“ wohl an den Falschen geraten ist, ein schaler Nachgeschmack, der sich von den anderen kurzlebigen Themen unterscheidet.
Kaum wo hat es sich so deutlich gezeigt, wie zwei anscheinend völlig gegenseitige Positionen mit so ähnlichen Mitteln kämpfen und letztlich auch das gleiche Ziel vor Augen haben: Vernichtung der wirtschaftlichen Grundlage des Gegenübers.
Die Ausgangssituation ist dabei recht einfach. Aus dem Gefühl moralischer Überlegenheit versucht jemand, den Gegner in ein öffentlich derart schlechtes Licht zu rücken, dass er gesellschaftlich isoliert ist und somit zum Einlenken oder gar zum Rückzug gezwungen ist. Die Masche ist wohl so alt wie die Menschheit und lässt traditionell auf leichten Erfolg hoffen.
Was aber, wenn der Gegner besser vernetzt ist?
Da braucht man sich den Verlauf nicht groß auszumalen, von einem erfolglosen Revolutionär spricht später kein Mensch mehr.
Der schale Beigeschmack im konkreten Fall resultiert aus der Beobachtung des Seitenwechsels von Opfer und Täter. So hatte (und habe) ich vollstes Verständnis dafür, dass sich eine Gemeinschaft wehrt, wenn sie ungerecht und lebensbedrohlich angegriffen wird. Natürlich hatte die „Achse des Guten“ jedes Recht, sich der Kampagne Hensels zu erwehren und wenn nicht anders möglich, mit gleichen Mitteln zurückzuschlagen, denn auch wenn sich die Methoden nicht unterscheiden – die Verteidigung ist natürlich immer stärker legitimiert als der Angriff.
Dass die „Lösung“ des Konfliktes vermutlich mit der Kündigung des Arbeitsverhältnisses einhergeht, war auch recht früh schon klar, auch wenn sich Henkels Arbeitgeber gleich zu Beginn plakativ vor seinen Mitarbeiter stellen musste.
Nach wie vor bleibt so die Frage, ob es auch einen anderen Lösungsweg gegeben hätte und wie der aussehen würde. Hätte die Agentur ihr Gesicht wahren können, indem sie sich glaubhaft mit Hensel auch im Sinne der „Achse des Guten“ positioniert hätte, und wenn ja, wie hätte das aussehen sollen? Hätten die Geschädigten des angegriffenen Blogs eine Form der Wiedergutmachung erwarten können und wie hätte diese aussehen können? Was ist in derartigen Situationen generell legitim? Dass man die wirtschaftliche Existenz des Agitators aufs Spiel setzt, kann meiner Meinung nach kein gangbarer Weg sein, sich derartiges gefallen zu lassen, auch im Hinblick auf Folgeopfer, ist ebenso undenkbar.
Ich fürchte, diese Diskussion wird uns noch öfter einholen und eine Diskussion zur Lösung dieses Dilemmas kann nicht intensiv genug geführt werden, denn wir wer sich öffentlich zu Wort meldet wird immer mehr damit rechnen müssen, dass Gegner ihn mit allen Mitteln mundtot machen wollen und natürlich kann die Lösung nicht wie im „Wilden Westen“ lauten, wer schneller zieht, gewinnt das Spiel.