Zum Thema „Betreuungsgeld“ sollte eigentlich schon alles gesagt sein. Gerade der Einwurf aber, dass Langzeitarbeitslose für den Dienst in Kitas eingesetzt werden sollen, sorgt nun doch vermehrt für Entrüstung. Dabei scheint das doch eigentlich eine gute Idee zu sein, man schlägt quasi zwei Fliegen mit einer Klappe – oder?
Unabhängig von der Frage, wer zur Betreuung von Kleinkindern in Frage kommt, fällt erst einmal auf, dass hier für ein Konzept geworben wird, für das keine ausreichende Infrastruktur vorhanden ist. Die gewünschte Abdeckung mit Kindertagesstätten wird sich weder mit einigen Betreuuern mehr noch durch Umleiten des Betreuungsgeldes verwirklichen lassen. Vermutlich liegt hierin auch die oft fehlende Bereitschaft zu sachlicher Diskussion: Eltern sind hingegen ein einfaches Ziel verbaler Attacken. Ihre Lobby schwindet zusehens und wer sein Kind selbst erziehen will ist ja von vorn herein fehlender staatlicher Kooperation verdächtig.
Wenn nun also besorgte Eltern um das Wohl ihrer Kinder fürchten, die sie nicht gern in der Hand von Menschen sehen, die anderweitig im beruflichen Leben gescheitert sind, wird ihnen das recht schnell als Engstirnigkeit und asoziales Verhalten vorgeworfen – schließlich könne man nicht über alle, die unverschuldet in Not geraten sind, den Stab brechen und ihnen die Fähigkeit zum liebevollen Umgang mit Kindern absprechen.
Dass auf diese Weise zum einen geschickt das Thema gewechselt und zum anderen ein weiterer Grund aufgebaut wird, Eltern soziale Kompetenz abzusprechen, geht in hitzigen Debatten leicht unter. Man redet nun nicht mehr von der fehlenden Infrastruktur, sondern von der arroganten Einstellung der Eltern. Wenn man aber genau hinsieht sind es gar nicht die Eltern, die über Qualitäten anderer urteilen, sondern viel eher die genannten sozialen Umverteiler. Nicht nur, dass sie den Eltern eben jene Qualität absprechen, die ihrer Meinung nach Eltern Langzeitarbeitslosen absprechen, sie sind es letztlich auch, die die elterlichen Bedenken auf die Arbeitsleistung bzw. den Charakter der Betreuer reduzieren.
Für sich gestellt besagen Zweifel an dem Konzept, Arbeitslose zu Kinderpflegern umzuschulen noch lange nichts über die konkreten persönlichen Qualifikationen derartig umgeschulten Personals. Dass man Menschen nicht einfach wie Ware oder neudeutsch „Module“ dort einsetzen kann, wo gerade Bedarf besteht, hat das gescheiterte staatssozialistische Projekt im damaligen Ostblock doch schon eindeutig gezeigt. Menschen, als Personen betrachtet, sind keine Rädchen, die überall funktionieren, sie haben ihre Geschichte, ihren besonderen Werdegang und nicht zuletzt auch ihren freien Willen. Dies zu respektieren sollte eigentlich verbieten, über ganze Gruppen planwirtschaftlich zu verfügen. Wer auf diese Art für einen Beruf geworben wird, bekommt ja implizit gesagt: geh da hin, weil wir Leute brauchen – nicht, weil du das besonders kannst oder es dir am Herzen liegt. Wer gerne Erzieher werden möchte, kann dies ja ohnehin auch jetzt schon tun.
Abschließend möchte ich noch eine Vermutung äußern. Ganz offensichtlich geht es beim Versorgen von Betreuerplätzen nicht um ein angemessenes Auskommen für ein Heer Arbeitsloser, sondern um ein Konzept zur Abdeckung von Planstellen. Wenn man liest, welche hohen Ziele hier angestrebt sind, flächendeckend mit Rechtsanspruch Plätze zu schaffen, dass man zugleich aber das wenige an Betreuungsgeld streichen will, um die jetzt schon vorhandenen Notstände auszugleichen und beispielsweise die Gruppenstärken zu verringern, dann kann man davon ausgehen, dass das Gehalt, welches man umgeschulten Betreuuern auszuzahlen bereit ist, kaum der Rede wert sein wird. Soweit wird die Menschenfreude dann ganz sicher nicht reichen.