Das Oberhaupt der Anglikanischen Kirche in England, Rowan Williams, soll in einem BBC Radiointerview gefordert haben, in England für Muslime die Wahl zwischen englischem Recht und der Scharia zu ermöglichen.
Anscheinend ist er der Meinung, dass auf diese Weise eine Annäherung ermöglicht werde, und gegenseitiges Verständnis wachse.
Nicht gesagt hat er allerdings, wie er sich das praktisch vorstellt, vor allem im Rechtskonflikt, in dem der eine die Scharia, der andere das englische Recht für sich in Anspruch nimmt. Allerdings meinte er einschränkend, dass er keine „extreme“ Scharia-Interpretation einführen wolle, wie sie in einigen muslimischen Stammländern praktiziert werde.
Ein paar Worte möchte ich mir dazu an dieser Stelle gern erlauben:
Spätestens seit Einführung des Frauenpriestertums haben sich ja schon viele die Frage gestellt, in wie weit die Anglikaner im katholischen Sinne noch eine Kirche sein können. Gerade in letzter Zeit scheint sich die Erweiterung der Kluft zwischen den Katholiken und Orthodoxen einerseits sowie der Anglikanischen Kirche auf der anderen Seite, in rasaten Schritten zu vollziehen. In vielen Bereichen kann man, gleichsam in vorauseilendem Gehorsam, eine Anbiederung an westliche moderne Ethikvorstellungen finden, die derzeit wohl im oben genannten Vorschlag gipfeln sollen. Wie bzw. ob das überhaupt zusammen passt, scheint die Führung der Anglikanischer nicht zu interessieren, so dass sich mir die Frage aufdrängt, ob wir es hier mit einem sichtbaren Zeichen der „Uninspiriertheit“ zu tun haben – oder weltlicher ausgedrückt einfach mit Naivität?
Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Glaubensgemeinschaft von ca 80 Mio durch derart „fixe“ Ideen an Überzeugungskraft gewinnen kann, insbesondere kann ich mir nicht denken, gesetzt dem Fall ein westliches Land würde das islamische Recht einführen, dass dem Oberhaupt einer christlichen Glaubensgemeinschaft die Interpretationshoheit darüber zugestanden würde, was eine „extreme“ oder eine „vernünftige“ Auslegung der Scharia denn eigentlich ist…