Argumentationen

Nicht neu, aber immer offensichtlicher zeigt sich eine moderne Unfähigkeit zur Argumentation, die bei weitem nicht nur auf soziale Netzwerke beschränkt ist. Medien, Gespräche unter Akademikern und nicht selten auch „wissenschaftliche“ Abhandlungen richten sich schwerpunktmäßig nach dem sog. „Bauchgefühl“ – Meinungen ersetzen Fakten, statt einer aufrichtigen Analyse und Darstellung der Wirklichkeit ergeht man sich in Sophisterei zur Stützung selbstgefälliger Weltanschauungen, die man häufiger wechselt als die Unterwäsche.

Ich glaube dabei an keine schlechte Absicht; es fehlt schlicht an Wissen um das einfachste Werkzeug. Wie oft z.B. hört man Sätze wie „… ist doch logisch.“ oder „Denk doch mal nach!“. Je häufiger derartige Phrasen genutzt werden, um so gewisser ist es, dass überhaupt nicht nachgedacht wird und Logik bestenfalls im Sinne von „Plausibel“ genutzt wird.

Der Begriff „Argumentation“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „Darstellung“. Dazu muss man wissen, dass zur Darstellung eines Sachverhaltes die Annahme gehört, dass es unabhängig vom Betrachter etwas gibt, was auf eine bestimmte Weise vorhanden ist, denn genau dies soll die Argumentation leisten: darstellen, wie ein Sachverhalt aussieht, ohne Berücksichtigung des Betrachters, dessen Emotionen und Meinungen.

Wer diese Minimalannahme nicht teilt, kann nicht argumentieren. Ein Gespräch mit so jemandem über ein nicht persönliches Thema wird zu wenig führen, was man dem Betreffenden zwar kaum verdeutlichen kann und was vor allem den Vorwurf elitären Denkens einbringen wird, doch genau hier liegt der Grund für die heute so zahllos geführten hitzigen Diskussionen, die eher Aggressionen schüren, als Klarheit über einen Sachverhalt zu liefern.

Ohne Annahme einer Wahrheit, die es herauszufinden und zu erläutern gilt, ist keine ernsthafte Auseinandersetzung möglich. Ein Gespräch ohne diese Basis mag wohltun oder verärgern, es bleibt inhaltlich aber Gerede. Die Wissenschaft der Rhetorik, Erörterungen, dialektische Vorträge oder gar die Gesetze der Logik, mit der man Axiome plausible verknüpfen kann, sind von einem relativistischen Standpunkt aus nichts weiter als eine Art Folklore – nett, aber ohne Bedeutung.

Ich gewöhne mir darum mehr und mehr an, nur noch Gesprächspartner zu suchen und zu halten, die an etwas glauben und die auf einem robusten Fundament stehen. Alle anderen entlarven sich früher oder später als Schwätzer und selbst wenn ich den einen oder anderen persönlich mag – auf Wissen aus dessen Mund baue ich nicht.

Thod Verfasst von:

Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.