Eigentlich wollte ich selber einmal einen Artikel über diese „Päpstin“ schreiben, doch nun gebe ich mich damit zufrieden, einen Wikipedia-Artikel darzustellen. Natürlich ist dieser von diversen „Verschwörungstheoretikern“ als unseriös bezeichnet, ich halte ihn aber für recht gelungen. Und bevor irgendwelche Leute den Artikel in der Wikipedia wieder ändern, gebe ich ihn hier im aktuellen Wortlaut wieder:
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Päpstin Johanna
Bei Päpstin Johanna (auch Johannes Anglicus, in späteren Varianten der Legende auch Jutta, Frau Jutte, Gilberta, Agnes oder Glancia genannt) handelt es sich um einen Legendenstoff. Von seriösen Historikern wird die Päpstin Johanna als fiktive Gestalt eingestuft. Ursprung der Legende Quellen der Legende, die vor das 13. Jahrhundert datiert werden, sind nicht bekannt. Erste ernsthafte Zweifel an der Historizität der Legende, die lange Zeit selbst von den Päpsten für echt gehalten wurde, finden sich schon bei dem reformierten Kirchengeschichtler David Blondel (1590-1655). Die Wissenschaft ist sich heute weitgehend einig, dass die Legende kaum einen historischen Kern enthält. Legenden „Johannes auß engelland erlanget mit bösen künsten das babstthumb. dann wie wol sie ein weipliche person was so wanndert sie doch in gestalt unnd geperde eines mannßpilds. und zohe noch also iung mit irem liebhaber eim gelerten mann gein Athenas. alda wardt sie der schrift also hohgelert das sie gein rom komende wenig ir gleiche in der heiligen schrift het. Uw erlanget sie mit lesen und scharpffem disputiren in scheyn eins mans under der verborgenheit irer weiplichkeit solche gutwilligkeit und glawbwirdigkeit das sie nach absterben Leonis an sein stat (als martinus spricht) mit allermenigclichs willen zu babst erkorn wardt. Aber sie wardt nachfolgend von eim irer diener geschwengert. unnd als sie den leib ettwielang getragen het und eins tags in sant Johanßen lateranensischen kirchen geen wolt. do wardt sie zwischen der wunderburg und sandt Clementen mit ween befängen und gepare und starb an derselben statt. Ettlich schreiben wenn ein babst zu der benanten sant Johanßen kirchengeen wöll. und an dasselb end do das beschehen sei komme. so vermeyde der babst denselben weg in verschmehlicher gedechtnus solcher geschichten: zum andern wenn ein erwelter babst erstlich in sannt Peters. darzu gelöcherten stul gesetzt werdt so pflege der dyacon zu vermeyden der gleichen künftiger irrung dem babst seine manliche gepurt glyder durch denselben gelöcherten stul zeberüren.“ Als eine weitere Version sei hier der Text von Leopold Stainreuter aus der Österreichischen Chronik von den 95 Herrschaften aus dem späten 14. Jahrhundert (etwa 1384/85) wiedergegeben: „Ain weib ward pabst nach Christi gepürd achthundert siben und vierczig jare und besazz den stul drew jar und fümf mened und het sich Johannes genennet. Si cham in mans chlaid gen Athen und lert grozz chünste. Darnach cham si gen Röm und lazz da manige grosse chunst. Ander maister, schuler und phaffen horten ir leczen, und was ze Röm die weil dhain maister, der alz maisterleich hiet gelesen. Darumb ward si zu ainem pabst erwelet und ward darnach swanger. Do si in ainer processen gen solt, do vieng si weibleich chranchait und geperte ain chind.“ Hypothesen Eine Theorie sieht die Geschichte der Päpstin Johanna als Legende, die ihren wahren Kern im Bezug zur Familie der Theophylakten hat, genauer im Bezug zu Märozia, der Mutter von Papst Johannes XI., und ihrer Mutter Theodora, die in weniger als einem Jahrzehnt acht Päpste auf den Thron und wieder zu Fall brachten und somit die wahre Macht hinter dem päpstlichen Thron darstellten (siehe auch Pornokratie). Der Historiker Cesare Baronius erklärt den Mythos als eine Satire auf Papst Johannes VIII. (Papst 872–882) wegen seiner Weichheit im Umgang mit dem Patriarchen von Konstantinopel Photios I. Der Historiker Michael Hesemann führt die Entstehung der Legende um die Päpstin Johanna auf zwei Faktoren zurück. Einmal hieß die enge Gasse, die vom Lateran zum Vatikan führte, tatsächlich „vicus Papessa“, wurde aber nach einer dort bis ins 10. Jahrhundert residierenden Adelsfamilie, den „Papes“, benannt. Diese Gasse wurde tatsächlichlich aufgrund ihrer Enge von den Päpsten bei Prozessionen gemieden. Dort befand sich (unter der Kirche S. Clemente) ein einstiges Heiligtum des heidnischen Mithras-Kultes. Eine Weiheinschrift mit den lateinischen Buchstaben P.P.P.P.P.P. wird von den frühesten Quellen immer als Beleg für die Geschichte von der Päpstin genannt und als „Petre, Pater Patrum, Papisse Prodito Partum“ („Petrus, Vater der Väter, enthülle die Niederkunft des weiblichen Papstes“). Tatsächlich war P.P.P. („proprie pecunia posuit“: „stellte die notwendigen Mittel zur Verfügung“) eine übliche antike Weiheinschrift, während „Pater Patrum“ ein Hohepriester-Titel des Mithras-Kultes war. Ein an der Gasse aufgestelltes Madonnen-Bild wird noch heute als Darstellung der Päpstin fehlgedeutet. Papstnachfolge Eine andere Theorie nimmt an, dass Päpstin Johanna zwischen Leo IV. und Benedikt III. den Heiligen Stuhl innehatte. Diese Theorie lässt sich nicht durch historische Belege bestätigen. Der byzantinische Patriarch Photios I., der ein Gegner des römischen Papsttums war, erwähnt in seinen Schriften Leo und Benedikt als aufeinander folgende Päpste. Es findet sich auch dort, bei aller Kritik am römischen Papsttum, kein Hinweis auf eine Päpstin. Päpstin Johanna wird in verschiedenen historischen, aber auch unzuverlässigen, Quellen erwähnt, bis ins 17. Jahrhundert auch in kirchlichen Quellen. Eine der am häufigsten genannten Quellen ist der Liber Pontificalis des früheren Gegenpapsts Anastasius Bibliothecarius, der ein Zeitgenosse der Päpstin gewesen wäre. Jedoch findet sich die Angabe lediglich in einem Manuskript, das sich in der vatikanischen Bibliothek befindet. Die Bemerkung zur Päpstin ist jedoch von einem späteren Schreiber als Fußnote nachgetragen worden. Dieser Nachtrag wird auf das 13. Jahrhundert datiert und dürfte unter dem Einfluss der Chronik Märtins von Troppau entstanden sein und gilt daher nicht als zeitgenössischer Beleg. Gleiches gilt für die Manuskripte des Chronicon des Märianus Scotus. Während das Werk selbst im 11. Jahrhundert entstanden ist, werden alle Manuskripte, die einen Verweis auf eine Päpstin enthalten, auf ein späteres Datum als Märtins Chronik datiert. Frühere Abschriften von Scotius2 Werk enthalten diese Hinweise nicht. Literatur * Leopold Stainreuter: Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften , in Joseph Seemüller (Hg.): Monumenta Germanica Historiae, Buch VI, Hannover 1909 Neuere Vertreter der Echtheit (von der Fachwissenschaft abgelehnt) * Ingeborg Kruse: Johanna von Ingelheim. Das wahre Leben der Päpstin Johanna. Aufbau-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-7466-8074-3 Literarische Bearbeitungen Der Sagenstoff um die Frau auf dem Papstthron hat nicht nur Historiker und Theologen beschäftigt, sondern immer wieder auch literarische Bearbeiter auf den Plan gerufen. * Boccaccio, in: De claris mulieribus (Dt.: Über berühmte Frauen) |