Die katholische Kirche ist in erster Linie eine Bischofskirche, wie das 2. Vatikanum in Lumen Gentium, „Die hierarchische Verfassung der Kirche, insbesondere das Bischofsamt” ausführt. Besonders tragisch ist es darum, wenn sich gerade Bischöfe, die als Vorbild und Hirten für alle Christen eingesetzt sind, in öffentlichen Streitereien und kirchenpolitischen Widersprüchen ergehen.
Besonders Übel in diesem Sinne war im letzten Jahr der Umgang mit dem ehemaligen Bischof von Augsburg, Walter Mixa, der nach Informationen wie sie unterm Strich aus den Medien zu erfahren waren, ohne faktischen Grund aus seinem Amt gemobbed wurde. Bis heute trägt man es ihm dabei nach, dass er dies nicht in duldsamer Bescheidenheit über sich ergehen lassen hat, sondern dass er versucht hat, leider recht ungeschickt, sich öffentlich zu verteidigen. Sein Nachfolger als Bischof von Augsburg wird dabei nicht müde zu verkünden, dass er von seinem Vorgänger vor allem Schweigen erwartet.
Ganz unabhängig davon wie man zu der Sache im Ganzen steht, ist das offensichtliche Beispiel, welches sämtliche hier Beteiligten im Bischofsamt gegeben haben, mehr als nur beschämend. Wenn man bei diesem Spektakel nicht an Dantes Inferno denken muss, wann dann?
Anlass zu einem weiteren unwürdigen Spektakel hat Kardinal Lehmann nun geboten: Eine handvoll Politgrößen in Deutschland versuchen derzeit mit Medien zusammen Druck auf den Papst auszuüben, den Pflichtzölibat abzuschaffen. Indem sie auf ihre politischen Ämter hinweisen, meinen sie ein Recht zu haben, auch in der Kirchenpolitik mehr als andere Laien gehört zu werden. Dabei versuchen sie offen nach dem Motto „steter Tropfen höhlt den Stein” vorzugehen, wenn sie immer wieder von einer fehlenden Diskussion sprechen, solange ihre Forderungen nicht umgesetzt sind. Dass in der Öffentlichkeit bzgl. der Kirche nun seit Jahrzehnten kaum etwas anderes diskutiert wird, stört sie nicht. Entsprechend dieser Anmaßung von Politikern eines mittlerweile großflächig säkularisierten Landes gab es eine Erwiederung des Kardinal Brandmüller, der davor warnte, einen lokalen Weg der Seelsorge für die Weltkirche durchsetzen zu wollen. Er wies sie darauf hin, dass sie kraft ihres Amtes keine kirchlichen Sonderrechte in Anspruch nehmen dürfen und sich in Demut zu üben hätten. So weit, so gut.
Besagter Kardinal Lehmann nun vertritt eine andere Ansicht. Er sieht in den Politikern engagierte Laien, Amtsträger von hohem Verdienst in ihrem Land, denen man angeblich mit Zurückhaltung nicht kommen dürfe. So äußert er sich öffentlich nicht nur indem er schlichtend in die Debatte einzugreifen versucht und einen gemäßigteren Ton anmahnt (dass tut er allerdings auch und dafür gebührt ihm ein sicheres Lob), er lässt sich zudem aber auch dazu hinreissen, seinen Mitbruder, Kardinal Brandmüller aufs schärfste zu maßregeln. Genau das aber lässt die Situation in drastischer Weise eskalieren!
Mein Wunsch für die Zukunft wäre darum, wenn für den Frieden in der Kirche zuerst einmal die Kardinäle und Bischöfe Frieden miteinander machen könnten, und sie sich in Folge dessen um ihre Hauptaufgabe kümmern würden: der treuen und glaubhaften Verkündigung des Evangeliums, auch wenn es nicht opportun ist. (Als Weiteres könnte Rom dann vielleicht die Zölibatsfrage nach jahrhundertelanger intensiver Diskussion endgültig und verbindlich klären, auch auf die Gefahr hin, dass es einmal eine Zeit geben könnte, die der Ehelosigkeit des Klerus nicht mehr so sehr bedarf wie die unsere.)