Ich habe der Effizienz stets misstraut. Nimmt sie nicht an, dass das gewählte (oder uns aufgedrückte) Ziel schon das richtige ist? Es ist stets ein wichtiges Moment im effizienten Handeln, (fast) aufzuhören, das Ziel dieses Handelns zu hinterfragen – bei vielen der in einem Gebiet wirklich Erfolgreichen war das ein wesentlicher Punkt in ihrem Erfolg. Kann uns aber nicht gerade ein äußerst effizientes Verfolgen des falschen Ziels ins Unglück stürzen?
Andererseits hat mich auch Effizienz des Handelns stets beeindruckt – im Gegenteil zum verbreiteten Prinzip, weder die Ziele des Handelns klug zu hinterfragen noch sich über die Effizienz seines Handelns Gedanken zu machen wie es beispielsweise bei Regierungen oft verbreitet zu sein scheint.
Was hat das ganze mit Muße zu tun? Eine Menge, denke ich, mindestens drei Dinge:
Erstens gibt es ein nur begrenztes geistiges und körperliches Leistungsvermögen des Menschen. Dieses ist natürlich extrem davon abhängig, wie sehr einem die Tätigkeit, die man vollführt, liegt, wie sehr sie einem angemessen ist – wenn sehr, kann auch eine große Belastung Befriedigung bringen. Trotzdem braucht man so oder so einfach ein gewisses Maß an Ruhe, sowohl in Form von Schlaf als auch wachen Ruhetätigkeiten.
Zweitens gibt einem die Ruhe Zeit, über Dinge nachzudenken, neue Anregungen aufzunehmen, sie zu verarbeiten. Dies erlaubt es erst, kritisch über Ziele nachzudenken, nachzuspüren, wo das eigene Glück liegt, aber ist auch einfach oft Voraussetzung für eine gewisse Phantasie und Kreativität, die einem auch in schon gesteckten Zielen weiterhelfen kann.
Drittens gibt es die Muße als Lebensstil, einen, der den Zweck des Lebens nicht in der Tat, sondern im Genuss, im Verstehen, vielleicht in den kleinen Gesten des Alltags sieht. Ist das nicht letztlich die Reminiszenz an das Leben im Garten Eden?
Wir leben heute in einer Arbeitsgesellschaft, unter anderem in dem Sinne, dass fast jeder, sei er Künstler, sei er Wissenschaftler, doch stets betont, dass er arbeitet. Effizienz ist letztlich eine Kategorie der Arbeit. Wir sollten darob aber nie die Muße vergessen und sie mindestens genauso ernst und wichtig nehmen wie jene. Genauso wie wir darüber nachdenken, wie wir die Arbeit effizient begehen, sollten wir darüber nachdenken, wie wir die Muße erfüllt verbringen. Während die Arbeit nach außen wirkt, wirkt die Muße auf uns selbst und den kleinen Kreis; und steht uns nicht gerade dieser am nächsten?