Vielleicht habe ich zu enge Vorstellungen über den Inhalt einer katholischen Zeitung. Bekanntlichermaßen ärgert mich ja schon seit langem die Art des Jornalismus, wie ihn bekannte Internetseiten a la kath.net betreiben. Was ich aber neulich in der „Katholische SonntagsZeitung“ des Augsburger „Verlag Christliche Familie“ gelesen habe, ist gleich in mehrfacher Weise erbärmlich. Bei derartigen Fehlgriffen wundert es mich nicht, dass jeder einigermaßen gebildete Mensch in Deutschland, der sich vielleicht sogar noch bemüht sein Kirchenbild durch innerkirchliche Publikationen zu überprüfen, jeden Verdacht möglicher Ernsthaftigkeit fallen lässt, der in den letzten Jahren noch übrig geblieben sein mag.
Wahrscheinlich hört sich der Anlass, der mich hier zum Schreiben bewegt, für Viele absolut nichtig an, einige mögen die anstößige Publikation gar begrüßen. Derartiges, da bin ich kompromisslos, zeugt für mich für die Ferne zu christlichen Grundüberzeugungen, die auch emotional kirchennahe Menschen durch den Einfluss unserer modernen Naturreligion mittlerweile auszeichnet. Mein einziger Zugang für Verständnis besteht in der möglichen finanziellen Situation des Verlages, der über das Kindchen- bzw. hier konkret das Tierchenschema Leser gewinnen will.
Nun aber in medias res: In der Ausgabe vom 25/26. Februar 2012 / Nr 8, auf den Seiten 30 und 31 sind in der Rubrik „Guter Rat“ gleich mehrere Anzeigen geschaltet, die als solche nicht erkennbar sind; zwei zeigen das Kürzel der Redaktion als Verfasser. Inhaltlich geht es um das Thema „Mensch & Tier“, konkreter kommt eine Tierschutzorganisation zu Wort, ein Tierkrematorium und eine dubiose Internetseite für Tiergesundheit. Während die Tierschutzorganisation einleitend vor unbedachtem Einkauf von Welpen mit häufig gefälschten Papieren aus dem Ausland warnt und somit ein Klima der Seriösität schafft, kommt im zweiten Artikel ein Tierkrematorium zu Wort, das geschickt mit der Nähe zu christlichen Begräbnissen für Beerdigungsrituale bei Haustieren wirbt. Schließlich nimmt eine vollständige Seite Werbung für das Internetportal www.tierarzt24.de ein.
Der Artikel „Tierschutz statt Welpenhandel“ scheint mir an sich der unangreifbarste, am Anfang der Rubrik. Das Bild eines niedlichen Katzenkopfes ist als Aufhänger durchaus passend und bereitet den Weg, sich auf dem Hintergrund der vermeintlich seriösen katholischen Zeitung auch auf die folgenden Beiträge einzulassen. Dennoch stellt sich grundsätzlich die Frage: was hat ein solcher Beitrag in einer Kirchenzeitung zu suchen? Gibt es nicht gerade im Bereich der Familie deutlich brennendere Themen? Als Ergänzung zu anderen familiären Themen mag man das aber durchaus so stehen lassen. Ein fader Beigeschmack ist jedoch der penetrante und inhaltlich völlig unnötige Hinweis auf den Tierschutzverein, über dessen Hintergründe man sicher geteilter Meinung sein kann.
Bedenklicher stimmt mich der Werbebeitrag für das Tierkrematorium. Unter dem Titel „Abschied vom Weggefährten“ (Welcher Christ denkt in einer solchen Zeitung nicht gleich an den Emmausgang?) wird angeboten, dass „würdevoll von dem Tier Abschied genommen werden“ kann. Was Würde im Zusammenhang mit Haustieren und im Christentum speziell bedeutet, bleibt aussen vor, bzw. wird ersichtlich, wenn man liest wie ein solcher Abschied aussehen soll: „In einem kleinen Raum der Stille ist Gelegenheit, sich von dem treuen Weggefährten mit Blumenschmuck, passenden Bildern und Kerzen zu verabschieden“. Da braucht es das stilisierte Kreuz im Logo (für welches das „t“ in „Krematorium“ herhalten muss) nicht weiter, um zu zeigen, dass hier ein christliches Begräbnis nachgestellt werden kann/soll.
Von einer katholischen Zeitung würde ich im Gegensatz zur SonntagsZeitung erwarten, in solch einem Zusammenhang auf die Gefahren der Vermenschlichung von Tieren hinzuweisen, auf daraus resultierende Fehlhaltungen sowohl für das Tier als auch für den Menschen. Zudem ist es gerade in unserer Gesellschaft offenkundig, wie sehr wir zurück in Strukturen des Tierkultes abgleiten, was sowohl seelische Folgen für die Betroffenen als auch gesamtgesellschaftliche Folgen nach sich zieht. Ich sehe den Auftrag einer christlichen Verkündigung nicht im unbedachten Verbreiten heidnischer Rituale, mögen sie sich noch so sehr an christlichen Vorbildern orientieren.
Auch im Hinblick auf optimale Tierhaltung ist dieser Ratgeber irreführend, da der vermeintliche Höhepunkt als ganzseitige Werbung für ein Unternehmen ausgelegt ist, dass dem Namen nach ärztliche Leistungen verspricht, bei näherem Hinsehen allerdings ausschliesslich rezeptfreie (und nicht selten in der Wirkung umstrittene) Mittelchen für teures Geld anpreist. Hier wird suggeriert, vor ärztlichem Hintergrund Gesundheitstipps weiterzugeben, im konkreten Fall bzgl. Arthrose, doch wird tatsächlich vor allem für Futtermittel geworben, statt auf einen Arzt zu verweisen, was im Beispielfall dringend anzuraten wäre. Jeglicher Hinweis auf die Gefahren der Selbstdiagnose oder auch der Einseitigkeit dort angepriesener Alternativmedizin fehlt, im Gegenteil erweckt die Seite den Eindruck einer tierärztlichen Kooperation anzugehören, indem nicht nur das Logo „Tierarzt24“ prominent auf der Seitenmitte angebracht ist, sondern gleich zu Beginn des Artikels erwähnt wird, dass Tiere aufgrund tierärztlicher Behandlung heute ein längeres Leben hätten. Wenn dem so ist, so sollte man meinen, wäre es ein guter Rat im Krankheitsfall auch einen Arzt aufzusuchen …
Sicher mag man einwenden, derartiges finde man heute in allen Medien. Von einer Zeitung, die sich katholisch nennt, erwarte ich hier allerdings ein in mehrfacher Hinsicht anderes Auftreten: Erstens sollte die Beziehung des Menschen zur Natur, nicht zuletzt der Tierwelt, vor theologischem Hintergrund erklärt werden. Vor allem aber, und das ist keine Kleinigkeit die man nachsichtig übersehen könnte, ist jede Verkündigung, insbesondere wenn sich sich explizit des Namens der Kirche bedient, der Wahrheit verpflichtet. Dazu gehört selbstverständlich auch Klarheit in der Struktur und Transparenz, anhand derer man sich auf das verkündigte Wort verlassen kann: „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt. 5,16)