Heidnische Gedanken im Advent

Wieder einmal hat die Vorweihnachtszeit begonnen. Auf dem Weihnachtsmarkt, im Hexenhäuschen, erzählt eine Frau mittleren Alters, die sichtlich schon bessere Zeiten erlebt hat, den Kindern Weihnachtsmärchen.

Die Eltern suchen derweil nach Geschenken: Einen Kuscheldrachen für die Jüngste? Das Piratenset von Playmobil®? Die DVD mit der Vampirserie, dazu vielleicht ein Gesellschaftsspiel für die ganze Familie? „Hexentanz“, ein Brettspiel auf dem man zur Walpurgisnacht seine Hexen um den Blocksberg fliegen lässt, hat seit Jahren gute Kritiken; ein Spaß inclusive Gedächtnistraining für Jung und Alt.

 

Was das alles mit Weihnachten zu tun hat, diese Frage möchte ich gar nicht erst stellen. Ebensowenig scheint es mir fruchtbar, die zahlreichen Gefahren des Okkultismus zu thematisieren, in einer Zeit, in der jeder drittklassige Donald-Duck-Comic meint, mit Gestalten wie der Hexe Gundula Gaukel den Umsatz ankurbeln zu müssen.

 

Die Tendenz, bösen Kreaturen einen vermeintlich guten Charakter zu geben, sie beispielsweise als Aussenseiter zu interpretieren, die auf diese Weise pädagogisch in der Rolle benachteiligter Minderheiten auftreten, kann selbst nur von widerlichen und zu tiefst bösartigen Kreaturen stammen, denn dies ist genau der Weg, das Böse salonfähig zu machen und Kinder so schon im frühsten Alter zu verderben.

 

Hinter dem Uminterpretieren und Verharmlosen von Monstern steckt letztlich die Vorstellung einer Wortmagie, die so alt ist, wie die Menschheit. Danach entscheidet die Benennung über das Wesen eines Phänomens, über Bedrohung oder Schutz, so dass durch Worte Übles geweckt, aber auch beschworen werden kann. Vertraut ist uns dieser Gedanke in modernem Gewand, wenn versucht wird, unliebsame Begriffe im Sinne Orwells Neusprech zu ächten, um Unerwünschtes undenkbar und damit unexistent zu machen.

 

Ebensowenig, wie man durch Ändern eines Namens das Wesen des Benannten ändert, schafft man durch eine Verharmlosung von Drachen das Böse ab, das durch sie zum Ausdruck kommt. Bestenfalls blamiert man den Helden, der seinen ganzen Mut zusammennimmt, um die Prinzessin vor dem „Kuscheldrachen“ zu bewahren – meist jedoch, und das ist wirklich schlimm, wird der Held selbst als Aggressor kriminalisiert.

 

Ein Drache ist nicht einfach ein wildes Tier, er ist ein listiges, kluges und verschlagenes Wesen. Ihm zu begegnen ist gefährlich für Leib und Seele. Wer den Kampf gegen ihn scheut oder gar verwerflich findet, ist ihm längst verfallen und kann seelisch kaum mehr zu den Lebenden gezählt werden, ganz gleich den Vampiren, die neuerdings in Kinderserien als Vorbilder hingestellt werden. Für Hexen oder Teufelsbräute, wie man sie einstmals nannte, gilt nichts anderes, insbesondere, wenn sie sich selbst stolz in die Tradition finster Mächte stellen.

 

Wer in unserer säkularen Welt heute eine Position wie die genannte vertritt, dürfte wohl von vielen belächelt werden. Sucht man aber ehrlich nach Gründen für den vielbeklagten Werteverfall oder fragt man sich, wie es kommen kann, dass ehemalige Mörder und Räuber heute zum Vorbild für politisches Handeln mutieren und als Piraten vielerorts Parlamente „entern“, wäre vielleicht ein Nachdenken über tiefere Zusammenhänge angebracht. Erkenntnisse, auch wenn sie Jahrhunderte alt sind, verlieren keine Gültigkeit durch die Altertümlichkeit der Sprache, in der sie vorgetragen werden.

Thod Verfasst von:

Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.