Papst und Kondom

Derzeit geht eine Papstaussage durch die Medien, als wäre eine kopernikanische Wende eingeleitet worden. Letztlich trügt dieser Schein jedoch, denn so revolutionär ist die vielbeachtete Stellungsnahme gar nicht.

Folgendes hatte der Papst in einem Interview gesagt:

Benedikt XVI.:“ […] Es mag begründete Einzelfälle geben, etwa wenn ein Prostituierter ein Kondom verwendet, wo dies ein erster Schritt zu einer Moralisierung sein kann, ein erstes Stück Verantwortung, um wieder ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass nicht alles gestattet ist und man nicht alles tun kann, was man will. Aber es ist nicht die eigentliche Art, dem Übel der HIV-Infektion beizukommen. Diese muss wirklich in der Vermenschlichung der Sexualität liegen.“
Peter Seewald: Heißt das nun, dass die katholische Kirche gar nicht grundsätzlich gegen die Verwendung von Kondomen ist?
Benedikt XVI.: Sie sieht sie natürlich nicht als wirkliche und moralische Lösung an. Im einen oder anderen Fall kann es in der Absicht, Ansteckungsgefahr zu verringern, jedoch ein erster Schritt sein auf dem Weg hin zu einer anders gelebten, menschlicheren Sexualität.

 

Wenn man die Aussage genau liest, wird einem vor allem die vorsichtige Formulierung auffallen, die durchgehend im Konjunktiv gehalten ist. Von einer generellen Erlaubnis kann also schon formal keine Rede sein. Auch wird hier keine neue Position angekündigt, es werden Umstände zu einer oft angegriffenen Lehre der Kirche erläutert.

Spitzfindige Kritiker haben daraufhin versucht, dem Papst einen Bruch mit der Tradition nachzuweisen, wofür sie folgendes Pauluszitat anführen: „Laßt uns doch das Böse tun, damit das Gute komme? Wer das behauptet, dem wird zu Recht das Urteil gesprochen.“ (Röm 3,8)

So einfach jedoch ist die Sachlage nicht, denn ein Aufruf zur Nutzung von Kondomen zur überwindung der Sünde hat ja gar nicht stattgefunden.
Es heisst nicht: „Wenn du Prostituierter bist, dann nutze ein Kondom um ein besserer Mensch zu werden“ — im Gegenteil weist der Papst explizit darauf hin, dass der Gebrauch von Verhütungsmitteln keine moralische Lösung sei!

Es geht nicht darum zu sagen, wer durch den Gebrauch eines Kondoms die eigene Ansteckungsgefahr oder die des Partners verringere, wäre dadurch weniger sündig. Es geht darum, das Leid durch die Sünde nach größter Möglichkeit zu minimieren und durch den aufkeimenden Respekt vor der Person des Nächsten in sich den Samen der Liebe heranwachsen zu lassen, um, wenn man scheinbar unrettbar tief in Sünde verstrickt ist, Kraft zu finden, sich aus ihr zu befreien.

Ganz im Sinne von Humanae Vitae wird hier zum Respekt vor der Person und nicht zur ungezügelten Sexualität aufgerufen: Der Gebrauch des Kondoms wird nicht legitimiert, der Aufruf zur Ehe als Ort monogamer, fruchtbarer Sexualität und einzigem moralischen Weg auch Seuchen wie AIDS einzudämmen, wird dadurch nicht gemindert. Ebenso wird einer Sexualisierung der Gesellschaft durch eine flächendeckende Verteilung von Kondomen, deren Folge eine Erhöhung der Promiskuität und somit aller negativen Folgen wäre, in keiner Weise das Wort geredet.

Thod Verfasst von:

Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.